Zitterwut
Und wieder liegt ein Baby im Koma, weil es geschüttelt wurde.
Als meine Söhne Babys waren und ich damals alles zu Kinderpflege und -erziehung verfügbare las, tauchte der Begriff „Schütteltrauma“ weder in Büchern noch in Zeitungsartikeln auf – im deutschsprachigen Raum. Dabei war das Erscheinungsbild bereits damals – in den frühen 1970er Jahren – von einem Neurochirurgen beschrieben worden. Aber erst etwa zwanzig Jahre später ist es durch die generell einsetzbare Computertomographie rasch nachweisbar geworden. Doch was hilft es durch unaufhörlich schreiende Babys überforderten Eltern, wenn sie weder über die Gefahren des Schüttelns informiert wurden – etwa persönlich beim ersten Kontakt mit Säuglingskrankenschwestern, in Elternschulen oder bei den Pflichtkontrollen bei Kinderärzt*innen – noch über die Methoden, wie man Kleinkinder (und Menschen überhaupt, sich selbst eingeschlossen) beruhigt.
Es liegt wohl daran, welche Erfahrungen man selbst als Kind wie als Beobachtende gemacht hat, wie man in solchen Stresssituationen handeln sollte. Ich beispielsweise habe meine Babysöhne fast permanent in den Armen bzw. im Tragetuch herumgetragen, auch wenn sie nicht weinten, und dabei viel Kritik von meiner gestrengen Mutter zu hören bekommen, ich würde die Buben zu sehr „verwöhnen“. Vermutlich lag dieses mein spontanes Verhalten darin begründet, dass ich immer (also lange vor meinen beruflich erforderlichen Eigentherapien) sehr bewusst große Sehnsucht danach hatte, in den Armen gehalten zu werden wenn ich unglücklich war – aber von nur ihr, nicht von irgendwem […]