„Umarmer“

Er sei eben ein Umarmer, verteidigte sich Dirigent und Festspielleiter Gustav Kuhn laut profil 47/19, Seite 64, aber kein „fester“. Offensichtlich bewertet er Übergriffe quantitativ, also nach Krafteinsatz – nicht qualitativ, nach der Qualität der Beziehung, ob diese beruflich oder privat und in diesem Fall hinreichend intim ist.

Dazu sollte man wissen: Intimität bedeutet große seelische Nähe, und diese entwickelt sich in gegenseitigem Respekt und Vertrauen und – in Phasen, wie ich in meinem Buch „Ungeduld des Leibes“ dargestellt habe. Auf das Kennenlernen folgt die Phase der „Beziehung“ – oder auch nicht, dann bleibt es bei einer oberflächlichen Bekanntschaft unter vielen. Vertieft sich die Beziehung aber, wird sie intim, man öffnet sein Herz, berichtet Schmerzhaftes und Geheimes aus seiner Biographie, denkt und fühlt mit dem Anderen mit … so wie es zwischen nahen Anverwandten sein sollte, aber vielfach nicht ist, weil diese meist ihre Pläne und ihren Willen durchsetzen wollen, dafür aber unter „echten“ Freunden und Freundinnen entstehen kann. Eine körperliche Berührung oder sexuelle Vereinigung kann sich aus diesem Seeleneinklang ergeben – sollte es aber nur, wenn die Beziehung frei von Abhängigkeit, Druck, Nötigung oder Erpressung (dazu zählt auch Berechnung) ist. Andernfalls findet Gewalt statt – von der perfide konzipierten Manipulation bis zum radikalen Brechen von Widerstand. Der Abstufungen gibt es viele […]

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