„Kränkung“ missinterpretiert
So beeindruckend die TV-Serie „Die Macht der Kränkung“ vermitteln konnte, wieviel Leid Menschen anderen aus Bosheit, Rache oder einfach sozialer Inkompetenz zufügen können, so unzulänglich zeigte sich der Versuch einer zusätzlichen Aufarbeitung des dargestellten Phänomens in der nachfolgenden TV-Diskussion.
Das lag nicht an den teilnehmenden sogenannten ExpertInnen, egal ob sie aus der Antigewalt-Politik oder aus Psychoberufen stammten. Eine TV-Diskussion ist immer ein „Schau-Spiel“, und wie am Theater dominiert auch dort die „Regie“ und die wirkt eben anders als beispielsweise das Bemühen um Klärungen in einer Supervisions- oder gar Selbsterfahrungsgruppe.
So hat mich die Startfrage, mit welchen der AkteurInnen in der Serie man sich „identifiziert“ habe, gestört, um nicht zu sagen entsetzt. Identifikationen bewusst zu machen ist psychotherapeutische Arbeit und die braucht Zeit und bestimmte Rahmenbedingungen. Daher war ich sehr erfreut, als Alexander Haydn von der Wiener Männerberatung diese (absichtliche?) Fehlformulierung in Richtung, wer ihn emotional am meisten berührt habe, „reframte“. (Reframing ist eine psychotherapeutische Technik, einen anderen Blickwinkel oder eine andere „Umrahmung“ zu verdeutlichen und damit „Denk-Einschränkungen“ entgegenzuwirken.) […]