Sprachgewalt
Als ich in den 1990er Jahren sehr viel für die AUVA supervidierte und trainierte (vor allem am Weißen Hof, aber auch in Bad Häring in Tirol oder an den UKHs in den Landeshauptstädten), wurde ich immer damit konfrontiert, wie sehr sich die Pflegekräfte durch „gebellte“ Befehle nicht respektiert, sondern verletzt erlebten.
Besonders arg empfanden viele die ins Niemandsland gebrüllten Ein- oder Zwei-Wort-Sätze wie beispielsweise „Apotheke!“, was in korrekter Form „Bitte bringe mir jemand das Apotheken-Wagerl!“ lauten müsste – aber so viele Worte waren den Hilfsbedürftigen (denn sie konnten oder wollten sich ja nicht um die Selbstversorgung kümmern) offensichtlich niemand wert.
Ich habe damals zur Verdeutlichung den Vergleich gefunden – und in vielen meiner Bücher zitiert, letzthin in meinem neuesten Buch „Sprechen ohne zu verletzen“ auf Seite 50: Im Operationssaal darf der Chirurg (absichtlich männliche Form) „Schere! Haken! Tupfer!“ „bellen“, nicht aber in Sozialräumen „Kaffee! Zucker! Milch!“ […]