Sneakers für alle!

Zuerst ein Bekenntnis: Ich trage keine Sneakers, ich gehe bevorzugt barfuß oder in Stiefeln – und hege meine Altbestände, selbst produziertes Vintage (meine ältesten Schuhe stammen wohlgepflegt aus 1956 – ich bin seit damals nicht mehr gewachsen) und kaufe nur bei Zerfall. Ich schreibe also nicht „pro domo“.

Mich irritiert allerdings, dass so viele KommentatorInnen dem Schuhwerk des neuen Gesundheitsministers ein Statement oder einen Code unterstellen, wie die gelernte Volksschullehrerein und selbsternannte Machtexpertin Bauer-Jelinek oder die Modehistorikerin Vinken (Kurier, 25.04.2021, S. 8). Ich erinnere mich an eine Teilnehmerin an einem Bauer-Jelinek-Macht-Seminar, die mir empört berichtete, dass diese mit Ausschnitten aus Versandhauskatalogen den Frauen einreden wollte, wie sie sich „machtkompetent“ zu kleiden hätten – nämlich genau so, wie es den sozialdemokratischen Politikerinnen der 1970er und 1980er Jahre Spott von der konservativen Seite einbrachte: dunkles Kostüm, weiße Oberteile, Brosche links oder alternativ schmale Perlenkette. Quasi Tarnanzüge, um in den Reihen der Männer im grauen Flanell nicht aufzufallen […]

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