Rotraud A. Perner
08-01-2012

Aggression und Gewalt

als Thema religionspädagogischer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen

 

Inhalt:

1. Ziel

1.1. Ausgangslage
1.2. Zielbestimmung
1.3. Abgrenzungen

2. Lebensweltlich: Der allgemein übliche Wissensstand

2.1. Alltagsmythen und fachspezifische Definitionsversuche
2.2. juristisch
2.3. biopsychologisch
2.4. transaktionsanalytisch

3. Exkurs: Medienkritik

4. Theologisch: Das doppelte Liebesgebot

4.1. Gott lieben
4.2. Den Nächsten lieben
4.3. Die goldene Regel

5. Exkurs: Salutogenese

6. Didaktische Überlegungen

6.1. Selbsterfahrung
6.2. Worte statt Taten
6.3. Sprachhilfe

7. Exkurs: Geschlechterdifferenzen

8. Literatur

Man muss jede Wirkung auf den Zögling
zugleich als Aktion der sittlichen Sphäre betrachten,
von der sie ausgeht.
F.
Schleiermacher[1]

 

  1. Ziel

Religionspädagogisches Handeln kann nach Arbeitsfeldern wie Religionsunterricht, Jugendarbeit, Gemeindepädagogik, Erwachsenenbildung usf. ausdifferenziert  werden; sie kann  aber auch nach der Form ihrer Verwirklichung als Belehrung, Anleitung, Vermittlung von Denkanstößen, Wissensweitergabe … oder aber in jedem Fall unvermeidbar als Beziehungsangebot mit Vorbildwirkung usw. verstanden werden.

In dieser Arbeit sollen die Erfahrungen aus dem gegenständlichen Seminar mit einigen von der Verfasserin in jahrzehntelanger sozialpädagogischer und erwachsenenbildnerischer Arbeit[2] entwickelten und erprobten Zugangsweisen verbunden und nachvollziehbar gemacht werden. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die Modellierung des „doppelten Liebesgebots“ der Bibel in der pädagogischen Beziehung gelegt.

  1. 1. Ausgangslage

Beziehungen können auf „gleicher Augenhöhe“, symmetrisch, oder unter Berücksichtigung eines Machtungleichgewichts, komplementär, gestaltet werden. Im traditionellen „militärischen“ Erziehungsmodell[3] beruht die Beziehungsstruktur auf Befehlsgewalt und Kontrolle Unwissender durch eine Person oder Personengruppe im Besitz von mehr Information, vor allem aber Sanktionsbefugnissen. Letztere sollen Unterwerfung und Gehorsam sicherstellen – sie können aber dennoch auch Widerstand und Rebellion auslösen.

Seit der Erforschung und Infragestellung von Machtkonstellationen durch die „jungen“, Wissenschaften Soziologie und Politologie sowie die psychotherapeutische Schulen der Dynamischen Gruppenanalyse und der Transaktionsanalyse treten – zumindest in Mitteleuropa – wieder pädagogische Ansätze des Gewaltverzichts in Konkurrenz zu den straff hierarchisierten Erziehungsmodellen. Das Motiv dahinter kann im Bemühen erblickt werden, einem unkritischen Gehorsam, wie er von Beschuldigten in NS-Kriegsverbrecherprozessen als Entschuldigungsargument vorgebracht wurde, präventiv gegenzusteuern. Allerdings brachten die Überlegungen, kritische Menschen würden im Bewusstsein der Wahlmöglichkeit zwischen gewaltsamen und gewaltverzichtenden Konfliktlösungen die prosoziale Alternative wählen, auf individueller Ebene nicht diesen erwarteten Erfolg – hingegen aber gesamtgesellschaftlich schrittweise immer größere Sensibilisierung auch für subtile und tabuisierte Gewaltformen, die heute unter medienwirksamen Schlagworten wie „Gewalt in der Familie“, „Gewalt gegen Frauen“ und „Kinderschutz“, zumindest was bestimmte Zielgruppen betrifft, wahrgenommen werden: Tabus, die Unversehrtheit vor Angriffen von außen bewahren sollten, wurden in Folge der Selbstzeugnisse Betroffener als Schutzwälle für systemimmanente Angriffe   enttarnt [4].

Gewalt als gesteigerte Form von Aggression wird üblicherweise im Zusammenhang mit Kriegshandlungen, Terrorismus, Fremdenfeindlichkeit[5], in jüngerer Zeit Medienberichterstattungen und persönlichen Nahebeziehungen thematisiert[6]. Der dabei angewendete Blickwinkel ist der einer die Manifestationen beobachtenden Person; auch die klassischen Erklärungstheorien zur Entstehung von Aggression bzw. Gewalt – grob in so genannte Triebtheorien[7], Frustrationstheorien[8] und Lerntheorien[9] aufgeteilt – stehen in dieser Tradition wissenschaftlicher Deutung von Verhalten; selbst wenn die neurophysiologischen Erkenntnisse der jungen computergestützten Gehirnforschung ergänzend herangezogen werden, ändert sich nichts am traditionellen Versuch, möglichst auf Grund empirischer Daten zu  interpretieren – obwohl seit Einstein bekannt ist oder zumindest sein sollte, dass man „die Ereignisse nur am Beobachter beobachten“ kann[10]. Dort fehlen die Selbsterforschungzeugnisse, wie sie etwa im Rahmen der forensischen und der Psychotherapieforschung erhoben werden; mit diesen hat beispielsweise Ray Wyre auf Grund seiner Arbeit mit den Haftinsassen der Londoner Gracewell-Klinik[11] Wesentliches zur Entmythologisierung der vermuteten Dynamik von so genannten  Sexualdelikten, tatsächlich aber Delikten gegen Leib und Leben[12], beitragen können.

  1. 2. Zielbestimmung

In Hinblick auf problemorientierte pädagogische bzw. andragogische Arbeit  definiert die Verfasserin Gewalt als „sozial unerwünschte“ [13] Form menschlichen Verhaltens, woraus sich als Ziel die Motivation zu sozial erwünschtem Verhalten (und nicht nur die juristische oder sozialpädagogische Wissensvermittlung) ergibt.

Verhalten umfasst ganzheitlich definiert[14] nicht nur  eine körperliche und seelisch-geistige, sondern auch spirituelle Dimension. Der „inhaltliche Kern“[15] der angepeilten „ethischen Erziehung und Bildung“, egal welchen Personen sie angeboten werden soll, ist ein gewaltverzichtender Umgang mit eigener wie auch fremder aggressiver Erregung in Rückbindung auf „spirituelle Ressourcen“.

Begleitziel ist dabei die Schaffung einer gewaltverzichtenden Gemeinschaft gegenüber dem Rückzug in die Vereinzelung, wie er als „Vermeidungsverhalten“[16] bei traumatisierten Personen häufig auftritt, und die Festigung der Werte Gewaltverzicht, Friedfertigkeit und Wertschätzung von Diversität gegenüber dem Wert einer schnell und modisch wechselnden Mainstream-Konformität.

  1. 3. Abgrenzungen

Vor dem Hintergrund dieses „übergeordneten“ Zieles von „Bildung“ wird auf Abgrenzungen zwischen Unterricht, Erziehung oder auch sonderpädagogischen Interventionsformen verzichtet und stattdessen der Focus auf die bewusste – so weit dies eben möglich ist – Vermeidung von strategischen Manipulationen zur Zielerreichung gelegt.

 

  1. Lebensweltlich: der allgemein übliche Wissensstand.

Wir können nur „wissen“, wozu wir Wahrnehmungsneurone bzw. Wahrnehmung erklärende Neurosignaturen  erworben haben.[17] Ebenso umfasst unser aller Repertoire für „Handlungen“ nur die Möglichkeiten, für die in unseren Neurosignaturen Handlungsneurone gebildet wurden[18]. Üblicherweise erweitert erst vertieftes Fachwissen und ebenso psychotherapeutisch fundierte Selbsterkenntnis den eigenen Erkenntnis- und Handlungsspielraum über den der „Alltagsmythen“ (R. Barthes[19])  hinaus.

  1. 1. Alltagsmythen und fachspezifische Definitionsversuche

Im Alltagsmythos besitzt der Begriff der Gewalt ein Doppelantlitz: legitimiert als elterliche quasi als Vorstufe zur staatlichen Gewalt, verpönt als feindseliges Verhalten, das das Potenzial anderer schädigt – etwa „wenn eine Beeinflussung von Menschen vorliegt, die ihre somatische und geistige Verwirklichung einschränkt“[20]. Soll in diesem Sinne Gewalt in Hinblick auf geschärfte Wahrnehmung thematisiert werden, ist das Augenmerk auch auf das gezielte Auslösen von Stress zur Manipulation von erwünschtem Verhalten zu legen – und zwar optimalerweise in einer metapädagogischen Intervention (um nicht selbst das problematische Verhalten an den Tag zu legen).

  1. 2. Juristisch

In den zahlreichen Strafrechtskompendien kann eine Entwicklung von der ursprünglichen Strafbarkeit von versuchten wie vollzogenen Gewalthandlungen gegen Leib und Leben (z. B. Mord, Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung) hin zu psychischem Druck (z. B. Erpressung, Nötigung, Stalking) und neuerdings auch Vorbereitungshandlungen (Grooming) festgestellt werden.

Damit wird legistisch versucht, den Erfahrungen der leibseelischgeistigen Beeinträchtigungen durch Posttraumatische Belastungsschäden Rechnung zu tragen; im Bewusstsein der Bevölkerung fehlt dieses Wissen über die oft Jahrzehnte lang wirkenden Folgen der als unerheblich abqualifizierten Hochstresssituationen, vor allem auch des Erlebens von unterlassener oder verweigerter Hilfeleistung. Vor allem fehlen Modelle für effizienten Beistand; statt gewaltverzichtenden Interventionsmöglichkeiten wird unter dem Schlagwort Zivilcourage gewalttätiges Einschreiten erwartet bzw. gefordert. Die Vorbilder dazu stammen aus audiovisuellen Medien, deren wirtschaftliches Ziel Attraktion durch Erzeugung von Spannung eventuell auch Grauen darstellt[21].

  1. 3. Biopsychologisch

Seit dem Einsatz bildgebender Verfahren in der Gehirnforschung konnte nachgewiesen werden, dass beim Betrachten von – realen wie sogar virtuellen – Gewaltszenen die gleichen Gehirnpartien aktiviert werden wie wenn man selbst die Gewalttat ausführen würde.[22] Es liegt an der möglichen Identifikation mit Täter oder Opfer, mit welchen Gefühlen man reagiert (und dieser Mechanismus wird den meisten Menschen erst infolge psychotherapeutischer oder themenzentrierter Selbsterforschung bewusst). Üblicherweise werden die aufsteigenden Angst auslösenden Erregungsqualitäten in der so genannten „Identifikation mit dem Angreifer“[23] oder in Witzeleien[24] in das Gegenteil verwandelt, oder aber durch repressive Desensibilisierung verharmlost bzw. verleugnet. Die „selbst bewusste“ ethische Entscheidung im Sinne des Prinzips der Salutogenese, nämlich welche der möglichen Reaktionen – nach außen oder innen[25] – man mit dem auftauchenden Energiezuwachs verwirklichen will, lernt man so nicht. Diese Lernaufgabe pädagogisch zu vermitteln, ist aber der wesentlichste Bestandteil primärer Gewaltprävention – nicht der „Abbau von Gewaltbereitschaft“ als „Strategie der Entfeindung“[26]; die dazu angeregten – sekundärpräventiven! – Maßnahmen übersehen die biopsychische Stressdynamik; denn „abgebaut“ werden kann nur etwas, das zuvor in seinen Bausteinen wahrgenommen, wertgeschätzt und durch etwas als besser Erkanntes ersetzt wurde; sollen also akute Stresshormonausschüttungen (und ebenso ihre Chronifizierungen, die sich als Asozialität oder Antisozialität manifestieren) „gesteuert“ – nicht „abgebaut“! –  werden, muss ihre Dynamik im Sinne des Prinzips Salutogenese[27]  in der Bandbreite von nützlich und schädlich vermittelt werden.

  1. 4. Transaktionsanalytisch

In der Psychotherapeutischen Schule der Transaktionsanalyse, begründet von dem kanadischen Psychiater und Psychoanalytiker Eric Berne (1910 – 1970) wird Verhalten durch die Zuordnung zu drei Ich-Zuständen – Kindheits-Ich, Erwachsenen-Ich und Eltern-Ich – deutlich wahrnehmbar, unterscheidbar und damit wählbar gemacht.[28] Gewalttätige Verhaltensweisen finden sich als nicht deklarierte Strategien zur Durchsetzung eigener Ziele im „rebellischen“ Kindheits-Ich wie im „verfolgenden“ Eltern-Ich; dazu wird jeweils das eigene Kraftpotenzial vergrößert[29]. Im Zustand des Erwachsenen-Ich hingegen werden Ziele klar und verständlich dargelegt und Verträge ausgehandelt: dadurch, dass der jeweiligen Gesprächs- bzw. Konfliktpartnerperson Raum und Zeit für Widerspruch eingeräumt wird, wird nicht nur Wertschätzung für deren Sichtweisen vermittelt und ihre Würde bewahrt, sondern auch versucht, deren leibseelischgeistiges Potenzial nicht zu beeinträchtigen.

  1. Exkurs: Medienkritik

Journalisten stützen sich in ihrer Berichterstattung einerseits auf die Informationen, die ihnen von Rechtsanwälten oder Konfliktparteien einseitig zielgerichtet „zugespielt“ werden, andererseits befolgen sie die Berufsregel, möglichst „anschaulich“ zu formulieren[30]. Damit werden meist folgende Klischees verfestigt[31]:

  • entschuldigend: Gewalt wäre berechtigt gewesen, denn „man könne sich ja … nicht gefallen lassen“ bzw. „hätte er/ sie nicht gereizt…“ oder die delinquente Person habe sich halt nur Mut angetrunken und dann die Selbstbeherrschung verloren.
  • beschuldigend: Widerstand wäre unbotmäßig und daher der Auslöser von Gewalt gewesen.

Diese Klischees treten auch in pädagogischen Arbeitsfeldern zu Tage. So bedauerte bereits Martin Buber die angeblich allein richtigen Vorschriften und Vorbilder: „Eine, wie auch unakademische, doch feste Wertskala, ein, wie sehr auch sich individualisierendes, doch deutliches Wissen um Gut und Schlecht, tritt den Kindern entgegen. Je unakademischer, je individualisierender diese Skala, dieses Wissen ist, umso tiefliegender empfinden die Kinder  ihr Entgegentreten.“ Und reagieren resigniert oder rebellisch. [32]

 Mit „unakademisch“ meint Buber aber nicht den Mangel an akademischer Legitimation, sondern das Fehlen der akademischen Qualifikation des Hinterfragens, Anzweifelns, Überprüfens und Suchens von Alternativen. Leider unterliegen aber auch akademisch gebildete Fachleute etwa aus Richterschaft oder Kinder- und Jugendpsychiatrie medialen Suggestionen. So berichtet der amerikanische Kinderpsychiater Bruce Perry über die allgemein übliche oberflächliche und überhebliche Diagnostik so genannter verhaltensauffälliger junger Menschen, die rein auf Symptomatik und als passend gefundenen Diagnoseschlüsseln beruht, nicht aber die Biographien der Betroffenen berücksichtigt: „Trotz schwerer Fälle von häuslicher Gewalt, von wiederholt unterbrochenen familiären Beziehungen, die häufig den Verlust eines Elternteiles durch gewaltsamen Tod oder Krankheit einschlossen, von körperlicher Misshandlung, von sexuellem Missbrauch und anderen überwältigenden schrecklichen Vorfällen erhielten nur wenige von ihnen die Diagnose posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS).“[33]

 Ebenso wird selten überprüft, welche Verhaltensmodelle im Laufe der Biographie angeboten, d. h. vorgelebt und bestätigt wurden – solche des Hasses, Zornes und der Rache oder solche der abwartenden Beobachtung, der Selbstberuhigung  und des Bemühens um Verstehen und Verständigung.

 

  1. Theologisch: Das doppelte Liebesgebot

Von Carl Gustav Jung (1875 – 1961), Sohn eines evangelischen Pfarrers, der sich im Laufe seines Lebens immer mehr vom Psychiater zum vergleichenden Religionsforscher entwickelte, stammt der Begriff des Schattens und der Schattenintegration. So schreibt Jolande Jacobi, seine engste Mitarbeiterin: „Überfällt uns z. B. ein Zornausbruch, beginnen wir plötzlich zu fluchen oder uns rücksichtslos und roh zu verhalten, gehen wir, oft ganz gegen unseren Willen, unsozial vor oder sind wir geizig, kleinlich, nörgelnd, feige oder frech, taktlos und unverschämt, so verraten wir dadurch Eigenschaften, die wir unter gewöhnlichen Umständen sorgfältig unterdrücken und verbergen und von deren Existenz wir zumeist selber kaum eine Ahnung haben.“[34] In dieser Beispielsammlung zeigen sich bereits die vielen Formen von auch subtiler Gewalttätigkeit im Sinne der oben zitierten Gewaltdefinition des norwegischen Friedensforschers und Trägers des Alternativen Nobelpreis’  Johan Galtung.

Mit Schattenintegration meint C. G. Jung, dass Menschen ihre „dunklen Seiten“ nicht dadurch bewältigten, dass sie sie abspalten und ins Unbewusste verschieben, sondern dadurch, dass sie sich ihrer als den „nicht zugelassenen, verworfenen, verdrängten Inhalten unserer Psyche, die unter Umständen auch einen positiven Charakter haben können“ [35] „schonungslos kritisch bewusst“ werden und damit die Chance erhalten, sie zu korrigieren: „Denn erst  wenn  wir gelernt haben uns von unserem Schatten zu unterscheiden, indem wir seine Realität als einen Teil unseres Wesens erkannt und anerkannt haben und dieser Erkenntnis auch immer gewärtig bleiben, kann die Auseinandersetzung mit den übrigen Gegensatzpaaren der Psyche gelingen.“[36] In der gelebten Praxis bedeutet dies, genau wahr zu nehmen und auch liebevoll anzunehmen, was Angst macht oder was man nicht zu ertragen vermeint – bei sich wie bei anderen.

  1. 1. Gott lieben

Wenn Jesus auf die Frage nach dem höchsten Gebot im Gesetz spricht, „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben vom ganzen Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ (Mt 22, 37), so enthält diese Antwort den Hinweis, dass Lieben eine körperliche und eine seelische und geistig-intuitive  Komponente besitzt. Das kann als Anleitung verstanden werden, wie konkret, nämlich in „ganzer“ Hingabe, Gottesliebe zu vollziehen ist, denn das „ganze Herz“ bedeutet  vollständige Herzoffenheit, und diese ist nur möglich mit angst-, daher auch schuld- und schamfreier Seele und ohne jegliche Mentalreservation.

Im Sinne der oben angeführten Schattenintegration bedeutet dies den Lernprozess, auch bei Auftreten von Angst-, Schuld- oder Schamgefühlen aber ebenso bei feindlichen Impulsen (denn auch diese verengen das Herz) sein Herz wieder auf zu machen. Da das körperliche Herz bekanntlich ein Muskel ist, heißt die zur Ent-spannung führende Autosuggestion Vertrauen – Gottvertrauen. Mit der bewussten Entscheidung, auf Gott zu vertrauen, weitet sich auch das symbolische („zweite“, „mentale“) Herz[37].

  1. 2. Den Nächsten lieben

Wenn Jesus nachfolgend aber spricht, „Das andere ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22, 39), dann kann diese angesprochene „Gleichheit“ als Hinweis gedeutet werden, dass auch sich selbst wie auch dem Nächsten mit Liebe, d. h. mit dieser Offenheit begegnet werden soll.

Wenn Jesus dazu noch spricht: „Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, spricht für die, so euch beleidigen und verfolgen“ (Mt 5,44) , denn der Herr „lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte“ (Mt 5, 45)  und „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist“ (Mt 5,47), so zeigt sich auch in dieser Reihenfolge eine Anleitung zur Herzweitung, indem ausgehend von dem Gebot mit den beiden komplementären Himmelsmetaphern – Sonne und Regen – und der deutenden Anrufung der damit bildhaft bezeichneten Vollkommenheit ein Rhema, d. h. ein Unvollkommenheit heilendes Wort.

  1. 3. Die Goldene Regel

Offenheit bedeutet Verletzlichkeit und braucht Mut. Die dazu notwendigen Ermutigungen finden sich bereits in den Aufforderungen zum Bitten und Suchen (Mt 7, 7), beides wiederum Verhaltensmöglichkeiten, die aus seelisch-geistiger Verschlossenheit heraus führen und die Entscheidung fördern, voll Vertrauen bewusst auf andere zuzugehen, denn. „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch!“ (Mt 7, 12)

Jesus zeigt damit radikal alternative Verhaltensoptionen gegenüber Vergeltungs- und Rachemöglichkeiten auf; das Wesentliche dabei ist die inkludierte Voraussetzung, dass solch ein Verhalten möglich und sozial wertvoll ist (und außerdem salutogen, d. h. Gesundheit fördernd).

  1. Exkurs: Salutogenese

Der Neologismus Salutogenese wurde in den 1970er Jahren von dem amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923 – 1994) als Komplementärbegriff zu Pathogenese entwickelt;  damit definierte er Kriterien zur Erklärung, weshalb in gleich belastenden Hochstressituationen manche Menschen in gedachten Gesundheits-Krankheits-Kontinuum im Status von „Gesundheit“ verblieben während andere diesen akut oder chronisch verloren. Er präzisierte diese Kriterien als

  • Gefühl von Verstehbarkeit (sense of comprehensibility),
  • Gefühl von Bewältigbarkeit (sense of manageability) und
  • Gefühl von Sinnhaftigkeit (sense of meaningfulness).[38]

 Perner definiert auf Grund ihrer psychotherapeutischen Forschungen mit Gewaltopfern diese drei Kriterien in Hinblick auf die Konzeption von „Heilworten“ anders, nämlich als

  • Wahrnehmung, d. h. Verzicht auf Verharmlosungen, Beschönigungen oder Dramatisierungen;  wahrnehmen umfasst dabei aber auch den Respekt vor den eigenen körperlichen, seelischen, gedanklichen wie auch intuitiven Prozessen und damit Kritik an kulturellen, sozialen und beziehungsimmanenten Vorgaben.
  • Finden bzw. auch Erfinden von alternativen Verhaltensweisen und
  • bewusste Übernahme von Verantwortung für die gewählte Alternative[39].

 Um sich für gewaltverzichtendes Verhalten entscheiden zu können, muss zuerst wahrgenommen werden, dass sich in der konkreten Situation  Gewalt als Aktion oder Reaktion anbietet. Es braucht dafür die Entwicklung entsprechender Wahrnehmungsneuronen. Weiters sollte bereits ein Repertoire von gewaltverzichtenden Verhaltensweisen verfügbar, d. h.  eingeübt d. h. (neuronal vernetzt)  sein. Und es muss diese Wahl als „sinnhaft“ im Sinne Antonovskys bzw. „selbststärkend“[40] im Sinne Perners erlebt werden.

Selbststärkend kann in diesem Sinne als Verwirklichung des von Gott angelegten Selbst im Sinne von 1 Kor. 3, 9 – 17 verstanden werden: als aktive Mitarbeiter Gottes wie als passives Ackerfeld und Bauwerk seiner Liebe und Gnade.

 Im Vergleich zu Lachmanns Gliederung der ethischen Urteilfindung in „Sehen – Urteilen – Handeln“[41] wird im Prinzip der Salutogenese bewusst auf einen ausführlichen Suchprozess nach Handlungsalternativen und damit möglicherweise Distanzierung zu kulturellen und sozialen Traditionen wie auch dem aktuellen Mainstream abgestellt – nicht um sie zu verwerfen, sondern um sie genauer, d. h. ganzheitlich (unter kritischer Berücksichtigung der biopsychonoetischen Reaktionen)  mit der eigenen Gewissenshaltung vergleichen zu können.

  1. Didaktisch:

Reflexionsarbeit unter dem Anspruch eines denkenden und verstehenden Glaubens ist Grund legend für eine ethische Haltung nach christlichem Wertkonzept und entsprechenden Urteilskriterien, betont Lachmann im Gefolge von  Klafki[42] und ergänzt: „Um in dieser Beziehung nicht dem sattsam bekannten Vorwurf einseitiger Verkopfung und kognitivistischer Verengung oder Verkürzung im Prozess ethischer Urteilsfindung zu verfallen, gilt es daran zu erinnern, dass zu einer wirklich verhaltensbestimmenden Einstellung außer der kognitiven Komponente immer auch noch eine emotionale und pragmatische Dimension dazu gehören …“[43]

Will man „pragmatisch“ als Verhaltensanleitung deuten, so stellt sich die Frage, wie konkret die leibliche Dimension von gewaltverzichtenden Verhalten didaktisch vermittelt werden kann.

  1. 1. Selbsterfahrung: Erfahrungslernen versus Lehrwissen

Hoch sensiblen Menschen genügt oft das Lesen von Gedichten, Romanen oder gar Sachbüchern[44], um auf Gewaltbeschreibungen mit Mitgefühl für die Opfer zu reagieren; bei darstellender oder bildender Kunst liegt es an der manchmal größeren Intensität, wenn solche Reaktionen erzielt werden – außer der oben erwähnte desensibilisierende Abstumpfungseffekt ist bereits chronifiziert. Aus psychotherapeutischer Sicht bedeutet dies, dass im Sinne der von C. G. Jung beschriebenen Quadrinität der Wahrnehmung bzw. des Bewusstseins[45] die flexibel ausgleichende Balance[46] extrem „aus dem rechten Lot“ gebracht wurde – wie ja auch das Wort „Verkopfung“ andeutet, dass sich der Schwerpunkt aus der Leibmitte – dem Herzen – nach oben verschoben hat (erfahrungsgemäß: um sich vor unerwünschten Gefühlen zu schützen).

Aus der pädagogischen Erfahrung zeigt sich wie auch aus der psychotherapeutischen, dass wenige Menschen wagen, tiefe Gefühle, daher auch Mitgefühl zuzulassen und stattdessen „Gefühle denken“ (in der Transaktionsanalyse spricht man dann von „Ersatzgefühlen“[47]). Um die authentischen Gefühle zu spüren – und damit auch für andere „wahrhaftig“ spürbar zu werden – braucht man Zeit bzw. Übung. Diese fehlt üblicherweise in den alltäglichen Gesprächssituationen (auch in der schulischen oder außerschulischen Jugend- bzw. auch Gemeindearbeit). Bei gezielter Verlangsamung besteht aber auch die Gefahr, mit der folgenden Gefühlsvertiefung die Grenze zur Psychotherapie zu überschreiten. Unter den im „Methodischen Kompendium für den Religionsunterricht 1“ aufgelisteten  Unterrichtsmethoden und Handlungselementen befindet sich allerdings auch eine Abhandlung über Meditation[48], in der sehr deutlich aufgezeigt wird, dass „die Führung zur integrierten Meditation“ wesentliche Hilfe bringen kann, damit „die einseitig kognitiven Formen der intellektuellen Aneignung religiöser Gehalte durch ganzheitliche Formen einer meditativen Aneignung ausbalanciert werden …“[49] Wer Erfahrung mit Meditation hat, weiß, dass allein die aufrechte Körperhaltung zu einer vertieften Form der Atmung und damit Wahrnehmung und folglich auch zu aufrechter / aufrichtiger Geisteshaltung und mehr Gelassenheit, damit aber auch zu mehr Offenheit führt.

  1. 2. Worte statt Taten

Offenheit bedeutet, dass etwas heraus, aber auch herein kann. Damit Gottes Wort ins Herz eingehen und dort wirken[50] kann – Kurz spricht von „Wertfühligkeit“[51] – kann Meditation die notwendige Ruhe und Stille schaffen. In der Freud’schen Psychoanalyse ist es üblich, KlientInnen zu Beginn mit dem Appell „Reflektieren statt Agieren“ zu raten, während der Zeit der Behandlung auf lebensverändernde Handlungen zu verzichten und statt dessen alle Überlegungen und Pläne in die Analyse einzubringen. Dies steht in krassem Widerspruch zu dem Zeitdruck, unter dem gegenwärtig Entscheidungen gefällt werden sollen und der damit ethisches Reflektieren unterbindet. „Taten statt Worte“ lautet die viel strapazierte Parole, mit der schnelles Agieren herausgefordert wird, und dieses Gebot heißt für viele, die Fäuste sprechen zu lassen an Stelle des Mundes.

  1. 3. Sprachhilfe

Die sozialtherapeutische Arbeit mit Gewalttätern folgt einem Dreischritt von

  • Hinterfragen der erlebten Sozialisation zum Mann und Konfrontation mit anderen Männlichkeitsmodellen,
  • der Erkundung der damit verbundenen Gefühle und Körperempfindungen und
  • dem Einüben des sprachlichen Ausdrucks von Gefühlen – vor allem unangenehmen und ungewollten.

Die Bibel bietet unzählige Anhaltspunkte, unabhängig oder, wenn es von den jeweiligen GesprächspartnerInnen gestattet wird, auch im Vergleich mit eigenen biografischen Erfahrungen diesen Dreischritt nachzuvollziehen. Ob man dies im Gespräch, im Verfassen eines Theaterstücks, im situativen Rollenspiel, mit bildnerischen Methoden oder welcher Methodik auch immer verwirklichen will, sollte nicht nur von der Zumutbarkeit für die jeweilige Zielgruppe abhängen, sondern vor allem von der dialogischen Einigung[52].  Wer die Gestaltungsmacht über pädagogische Prozesse besitzt, läuft Gefahr, strukturelle Gewalt auszuüben. Darauf durch bewusstes Thematisieren und Einladung zur partnerschaftlichen Gestaltung zu verzichten, bietet ebenso wie jeder Konflikt, und sei er noch so klein, Gelegenheit zum modellhaften Vorleben alternativer Verhaltensweisen.

  1. Exkurs. Geschlechterdifferenzen

„Den herrschenden Blick zu durchbrechen und ,neu’ sehen zu lernen, ist für feministische Theologie ein zentrales, aber auch besonders schwieriges theoretisches, methodisches und strategisches Problem.“, schreibt die Heidelberger Theologin Christine Schaumberger. „Wir müssen dem unterdrückenden Charakter der theologischen Traditionen ins Auge sehen lernen, die sich offensichtlich eigenen und gebraucht werden als Begründung zum Ausschluss und zur Unterdrückung von Frauen und zur Ausbeutung der Arbeit von Frauen, als Waffe gegen Widerstands- und Befreiungsversuche, als Kitt zur Stabilisierung herrschender persönlicher und politischer Strukturen.“[53]

Geschlechterdifferenzen eignen sich besonders gut als Anlass, im Sinne des doppelten Liebesgebots die Geisteshaltung von Wertschätzung und Gelassenheit und gleichzeitig gewaltverzichtende Formulierungen einzuüben. Gewalt beginnt ja oft schon mit den Verharmlosungen von Sprachgewalt.

„Die Sprache muss überall als reines Medium der Wahrheit heilig gehalten werden.“ betont schon Friedrich Schleiermacher[54], daher wohl besonders in solchen Situationen, in denen Gefahr besteht, andere, aber auch sich selbst zu belügen – beispielsweise Wertschätzung vorzutäuschen statt eventuell bestehende eigene Machtbestrebungen zuzugeben. Denn zu den Inszenierungen von Unwahrheit gehören vor allem Momente, in denen durch Unwahrheit das leibseelische Potenzial der Selbstbestimmung und damit der eigenen Ethik vermindert wenn nicht gar zerstört wird.

 

Literatur

Adam G./ Lachmann R., Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht 1, Göttingen 1993/ 2010

Antonovsky A., Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit.  Tübingen 1997

Barthes R., Mythen des Alltags,  Frankfurt/ M. 1964

Bauer J., Warum ich fühle, was du fühlst.  Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone.  Hamburg 2005/ 06

Benesch M., Psychologie des Dialogs, Wien 2011

Bierhoff H. W. / Wagner U. (Hg.), Aggression und Gewalt. Phänomene, Ursachen und Interventionen.  Stuttgart 1998

Buber M., Reden über Erziehung. Gütersloh 1953

Devereux G., Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften. Frankfurt/ M. 1988

Freud A., Das Ich und die Abwehrmechanismen. Frankfurt/ M. 1984

Freud S., Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten. Frankfurt/ M.  1958

Hennig G./ Pelz G., Transaktionsanalyse. Lehrbuch für Therapie und Beratung.  Freiburg 1997/ 99

Herman J. L., Die Narben der Gewalt. Traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. München 1993/ 94

Jacobi J., Die Psychologie von C. G. Jung. Eine Einführung in das Gesamtwerk. Mit einem Geleitwort von C. G. Jung. Frankfurt/ M.  1977/ 82

Kurz  W. K., Meditation. In: Adam G./ Lachmann. R. s. o.

Lachmann R./ Adam G./ Rothgangel M., Ethische Schlüsselprobleme,. Lebensweltlich – theologisch – didaktisch. Göttingen 2006

Lachmann R., Ethische Urteilsbildung. In: Lachmann R./ Adam G. / Rothgangel M. S. o.

Nolting H.-P., Lernfall Aggression. Wie sie entsteht – wie sie zu vermeiden ist. Ein Überblick mit Schwerpunkt Alltag und Erziehung. Reinbek 1987/ 98

Perner R. A., Darüber spricht man nicht. Tabus in der Familie. Das Schweigen durchbrechen. München 1998, Neubearbeitung 2008

Perner R. A., Der erschöpfte Mensch, St. Pölten 2012

Perner R. A., Hand Herz Hirn. Zur Salutogenese mentaler Gesundheit. Matzen 2011

Perner R. A., Menschenjagd. Vom Recht auf Strafverfolgung. Wien 1992

Perry B. D./ Szalavitz M., Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde. Was traumatisierte Kinder uns über Leid, Liebe und Heilung lehren können. Aus der Praxis eines Kinderpsychiaters. München 2006

Rothgangel M., Frieden / Gewalt – Gewalt/ Aggression. In: Lachmann et. al. Göttingen 2006,  s. o.

Schaumberger C., Subversive Bekehrung. Schulderkenntnis, Schwesterlichkeit, Frauenmacht: Irritierende und inspirierende Grundmotive kritisch-feministischer Befreiungstheologie. In: Schaumberger c./ Schottroff L., Schuld und Macht. Studien zu einer feministischen Befreiungstheologie. München 1988

Schiepek G. (Hg.), Systeme erkennen Systeme,  München Weinheim 1987

Schleiermacher F., Texte zur Pädagogik. Kommentierte Studienausgabe 1, hg. Von Winkler M. / Brachmann J., Frankfurt/ M. 2000

Steiner C., Macht ohne Ausbeutung, Paderborn 1985/ 91

Wyre R./ Swift A., Und bist Du nicht willig … Die Täter.  Köln 1991

Fußnoten

[1] F. Schleiermacher , Texte zur Pädagogik , S. 204

[2] Der Einfachheit wegen wird in weiterer Folge für all diese Bemühungen das Wort bzw. Wortbildungen mit  „pädagogisch“ verwendet.

[3] R. A. Perner, Der erschöpfte Mensch, S. 67 ff

[4] Vgl. R. A. Perner, Darüber spricht man nicht – Tabus in der Familie

[5] Wobei kritisch angemerkt sei, dass bei diesen Erscheinungsformen staatliche Interessen Forschungen initiieren. So hat die Psychiatrieprofessorin Judith Lewis Herman die Posttraumatischen Belastungssymptome bei Überlebenden sexueller Gewalt anhand der Analogien zu den Traumata amerikanischer Kriegsveteranen des Vietnam-Kriegs aufgezeigt, für deren Erforschung und Therapie der Staat massiv Forschungsgelder zur Verfügung gestellt hatte. (J. Butler, Die Narben der Gewalt, S. 42 ff.

[6] M. Rothgangel,  Frieden/ Gewalt – Gewalt/ Aggression 2006, S. 66

[7] H.-P. Nolting, Lernfall Aggression 1987/ 1998, S. 52 ff

[8] H.-P. Nolting, w. o., S. 68 ff

[9] H.-P. Nolting, w. o., S. 97 ff

[10] G. Devereux, Angst und Methode in den Verhaltenswissenschaften, S. 17

[11] Vgl.  R. Wyre / A. Swift, Und bist du nicht willig … Die Täter.

[12] Die derzeitige Formulierung im aktuellen österreichischen Strafgesetzbuch lautet „Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität“ statt ursprünglich „Von der Notzucht, Schändung und anderen schweren Unzuchtsfällen“ (StG 1856) bzw.  „Strafbare Handlungen gegen die Sittlichkeit“ (StGB 1974)

[13] R. A. Perner, Menschenjagd, S. 220

[14] R. A. Perner, Hand Herz Hirn, S 37

[15] R. Lachmann, Ethische Urteilsbildung, S 13.

[16] J. L. Herman, w. o., S. 56 ff.

[17] So schreibt der Bamberger Psychologieprofessor Günter Schiepek: „Es ist lediglich möglich, wahrgenommene Sachverhalte (Beschreibungen eines Beobachters) als Einsetzungsinstanzen in zwei oder mehrere theoretische Bezüge zu interpretieren. … Wir betrachten hierfür unser kognitives System als einen kognitiven Meta-Bereich, innerhalb dessen wir zwischen verschiedenen logischen (bzw. theoretischen) Beschreibungen springen können.“ G. Schiepek, Systeme erkennen Systeme, S.  21

[18] J. Bauer, Warum ich fühle, was du fühlst, S. 36

[19] Vgl. R. Barthes, Mythen des Alltags

[20] J. Galtung zitiert nach  Bierhoff / Wagner, S.  6 f.

[21] So schreibt Roland Barthes über eine Ausstellung: „Die meisten der hier  mit der Absicht, uns zu erschüttern, versammelten Photos haben keinerlei Wirkung, gerade weil der Photograph bei der Bildung seines Sujets sich zu großmütig an unsere Stelle gesetzt hat. Er hat das Grauenvolle, das er uns darbietet, fast immer überkonstruiert und durch Kontraste oder Annäherungen die intentionale Sprache des Schreckens dem Faktum hinzugefügt. … Man hat für uns gezittert, hat für uns nachgedacht, hat an unserer Statt geurteilt. Der Photograph hat uns nichts weiter gelassen als das Recht der geistigen Zustimmung.“ (R. Barthes, w. o., S. 55)

[22] Vgl. J. Bauer, Warum ich fühle, was du fühlst.

[23] A. Freud, Das Ich und die Abwehrmechanismen, S. 85 ff.

[24] S. Freud, Der Witz, S.  124

[25] Dazu und später noch  den Beitrag „Meditation“ von  W. K. Kurz in G. Adam / R. Lachmann, Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht 1

[26] U. Schmälzle, zitiert nach M. Rothgangel, w. o., S. 81

[27] s. u. 5. Exkurs

[28] G. Hennig/ G. Pelz, Transaktionsanalyse,  S. 27 ff.

[29] Vgl. C. Steiner, Macht ohne Ausbeutung

[30] So erlebte die Autorin im Unterricht vor JournalistInnen der Katholischen Medienakademie (4. 10. 2010) vorerst Widerstand, als sie dringlich darauf hinwies, wie Sexualstraftäter einschlägige Zeitungsberichte zwecks Stimulation sammelten und eben deshalb die Berichterstattung so unaufgeregt und sachlich wie möglich sein sollte.

[31] Medienbeispiele finden sich in großer Zahl im – derzeit infolge des Zeitmangels wegen des Studiums ungeordneten – Archiv der Autorin

[32] M. Buber, Reden über Erziehung, S. 22

[33] B. Perry / M. Szalavitz, Der Junge, der wie ein Hund gehalten wurde, S. 54

[34] J. Jacobi, Die Psychologie von C. G. Jung, S. 112

[35] J. Jacobi, w. o., S. 113

[36] J. Jacobi, w. o., S. 115

[37] In der psychotherapeutischen Arbeit folgt in solchen Augenblicken der so genannte Body Shift (vgl. E. Gendlin, Focusing), tiefes Atmen, oft auch Seufzen, und Tränenfluss (vgl. J. W. Goethe, Faust 1: „… die Träne quillt, die Erde hat mich wieder…“).

[38] Vgl. A. Antonovsky,  Salutogenese, S. 34 ff.

[39] R. A. Perner, Hand Herz Hirn, S. 23 ff.

[40] R. A. Perner w. o., S. 31 ff.

[41] R. Lachmann, w. o., S. 17 ff.

[42] R. Lachmann, Ethische Urteilsbildung, S. 14

[43] R. Lachmann, w. o., S. 15

[44] So löste das Lesen des „Buch der Schande“ von E. Burkett/ F. Bruni bei Josef Hartmann die verspätete Aggression aus, die ihm ermöglichte, seine in der Jugend erlebten sexuellen Übergriffe öffentlich zu machen.

[45] Diese Quadrinität wird üblicherweise als Kreuz mit den Senkrechtbalken Denken  oben und Fühlen unten und dem Querbalken körperlich Empfinden links und Intuieren rechts dargestellt. Vgl.  J. Jacobi, w. o., S. 21

[46] Der Begriff der Balance darf hier keineswegs statisch gedacht werden! Er bedeutet eher eine Form von „Stoffwechsel“, bei dem Übergewichtigkeiten durch Gegenteiliges oder komplementär Ergänzendes der „goldenen Mitte“ angenähert werden. Diese durchaus bewusst herstellbare Aktivität erfordert wiederum Wahrnehmung, d. h. spezifische Wahrnehmungsneurone und passende Handlungsoptionen.

[47] G. Hennig / G. Pelz w. o., S. 211

[48] W. K. Kurz, Meditation. In: G. Adam / R. Lachmann, w. o., S. 350 ff.

[49] W. K. Kurz, w. o., S. 356 ff.

[50] In einem Leserbrief in den Salzburger Nachrichten schrieb vor Jahren eine Leserin, man solle immer Raum lassen, damit Gott – so wie im Vater Unser erbeten – wirken könne.

[51] W. K. Kurz, w. o., S. 363

[52] Damit meint die Verfasserin die Methode des Dialogs nach M. Buber und D. Bohm s. M. Benesch, Psychologie des Dialogs, S. 77 ff.

[53] C. Schaumberger, Subversive Bekehrung,  S. 205

[54] F. Schleiermacher, Texte zur Pädagogik, S. 211