Rotraud A. Perner
20-07-2012

Auf der Suche nach der verlorenen Verantwortlichkeit

Psychotherapeutische Überlegungen zur Selbstkorrumpierung und der reinigenden Kraft der Wahrheit

  

Inhaltsverzeichnis:

  1. Über Korruption
  2. Neurosignaturen
  3. Verantwortungskompetenz
  4. Seelsorge oder Psychotherapie?
  5. „Das bin ich – auch“
  6. Das Prinzip Salutogenese: „Das will ich sein!“
  7. Die Erfahrung von Gnade
  8. Verwendete Literatur

 

  

  1. Über Korruption

Unkenntnis der Gesetze schützt nicht vor Strafe, lautet ein gängiger Rechtsgrundsatz, und mangelndes Unrechtsbewusstsein auch nicht. Ein derartiges Beispiel liefern die im Jahr 2012 überreich bekannt gewordenen Fälle von Korruption; waren es im Vorstellungsvermögen der meisten Menschen bislang Personen, die ihrer Meinung nach ohnedies keine Achtung verdienten wie italienische, russische oder chinesische Mafiosi, so rückten plötzlich die so genannten Stützen der Gesellschaft, die ihnen traditionell als Identifikationsfiguren angeboten worden waren, in den Mittelpunkt der Erhebungen von Wirtschaftspolizei und Justiz.

Korruption (lateinisch corruptus ,bestochen’), heißt es auf Wikipedia, ist im juristischen Sinn der Missbrauch einer Vertrauensstellung in einer Funktion in Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Politik oder auch in nichtwirtschaftlichen Vereinigungen oder Organisationen, um einen materiellen oder immateriellen Vorteil zu erlangen, auf den kein rechtlich begründeter Anspruch besteht. Allerdings wissen gerade JuristInnen, wie viele auf das so genannte Gewohnheitsrecht vertrauen, wie illegal es auch sein mag, oder auf Naturrecht und meinen damit das Recht des Stärkeren, physisch wie sozial.

Wenn man aber Korruption der juristischen Ummantelung entkleidet und den in ihr wirksamen Geist entschlüsselt, wird deutlich: Man kann sich auch selbst korrumpieren – dann nämlich, wenn man wider besseres Wissen seine eigene Vertrauenswürdigkeit untergräbt (d. h. im Zweifel des Konflikts vermeidet, Position zu beziehen und zu verantworten) oder überhaupt vernichtet (was darin besteht, den innerseelischen Konflikt  nicht mehr wahrzunehmen).

In der Grundsatzerklärung zum Weltethos beschreiben Hans Küng und Karl-Josef Kuschel die vier ethischen Forderungen, die sich in allen Hochreligionen finden:

  1. Nicht töten: „Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben“.
  2. Nicht stehlen: „Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung“.
  3. Nicht lügen: „Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit“ und:
  4. Nicht missbrauchen (Unzucht treiben): „Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau“.

Korruption wird wohl alltäglich nur als Sonderform von Lügenhaftigkeit verstanden und ihr Diebstahlselement hingegen ignoriert; erlebt man aber die seelischen Reaktionen der von dieser „sozialen Interaktion“ Ausgeschlossenen oder Diskriminierten, merkt man deren Vertrauensverlust, und zwar nicht nur Vertrauen in Hinblick auf die beteiligten Akteure sondern auch generell.

Wer aktiv Korruption betreibt, ignoriert, was er damit bei anderen Menschen an psychischen Schäden auslösen kann: es werden andere Menschen wie Sachen behandelt und damit verdinglicht (entspricht 4.), ihre Wahrnehmung und ihr Wahrheitsempfinden wird ge- oder zerstört (entspricht 3.),  sofern es um Geldwertiges geht, findet eine Form von Diebstahl statt (entspricht 2.) und letztlich werden bei allen Seelenanteile, die zur Entwicklung und Aufrechterhaltung von Herzoffenheit nötig sind, abgetötet, weil genau diese nicht verstärkt sondern geschwächt werden (und Seelenmord ist auch Mord!).

 

  1. Neurosignaturen

 

Alles, was ein Mensch „kann“ – vom Stoffwechsel bis zu hochkomplexen Denkvorgängen – ist „erlernt“, d. h. basiert auf neuronalen Verschaltungen im Gehirn. Diese Neurosignaturen verankern sich umso tiefer im semantischen Gedächtnis, je mehr die auslösende sinnliche Wahrnehmung von heftigen Gefühlen begleitet wurde. Bewusst muss dieser Prozess nicht sein – ganz im Gegenteil zeigt die psychotherapeutische Erfahrung, dass unbewusste Erlebnisse vor allem aus der vorsprachlichen Lebenszeit sich massiver einprägen als in späteren Jahren, wo man meist schon eine Bewertung, wie irrig diese auch sein mag, im mentalen Repertoire besitzt.

„Welch wichtige Rolle intuitiv zugängliche, gemeinsame Bedeutungsräume spielen, in denen wir uns gegenseitig als Menschen erkennen, die sich untereinander verstehen können, zeigt sich spätestens dort, wo diese Gemeinsamkeit nicht, oder nicht mehr, vorhanden ist.“, schreibt der Freiburger Professor für Psychoneurobiologie Joachim Bauer. „Wenn ein Mensch nicht fühlen kann, dass er im gleichen Bedeutungsraum seine Heimat hat, in dem sich auch die anderen befinden, können sich Probleme ergeben. Umgekehrt kann es geschehen, dass die Gemeinschaft einen Einzelnen aus der Welt des Sicht-Verstehens ausschließt, indem sie der oder dem Betroffenen den Zugang zum gemeinsamen Bedeutungs- und Resonanzraum verwehrt. Die soziale Vernichtung bei bestimmten Naturvölkern als Voodoo praktiziert, hat in Form des Mobbing ihre moderne Fortsetzung gefunden …“ (Bauer: 16) Wer Korruption inklusive Selbstkorrumpierung als Kavaliersdelikt oder kulturellen Usus verharmlost, sieht nicht, dass damit der gemeinsame Bedeutungsraum von Ordnung und Vermeidung psychischer Schäden unterminiert wird.

Joachim Bauer gehört zu den Neurobiologen, die sich bemühen, die Erkenntnisse der computergestützten Gehirnforschung breit bekannt zu machen – vor allem, damit erkannt wird, wie das unbewusste Mitfühlen (im Gegensatz zum bewussten empathischen  Mitgefühl) mit Identifikationsfiguren Neurosignaturen hervorruft, die bei Auftreten eines adäquaten Triggers zu Handlungsweisen führen (können), die später als nicht ich-synton „unverständlich“ bewertet werden. Solche Vor-Bilder liefern heutzutage vor allem Film, Fernsehen und die so genannten Neuen Elektronischen Medien. Und: wer keine oder nicht ausreichende Neurosignaturen zur ethischen Bewertung des Umgangs mit eigenen wie auch fremden Gefühlen erworben hat, wird sich im Analogfall verhalten „wie im Film“: gewalttätig oder devot, kriminell oder depressiv schweigsam, als Täter oder Opfer und wird das als „ganz normal“ empfinden, weil er oder sie das ja so oft gesehen aber nicht hinterfragt hat.

Zum Hinterfragen gehört aber auch eine dazu führende Neurosignatur, um gewohnheitsmäßig zu prüfen, wer ein Interesse daran besitzt, dass Menschen diesen Vorbildern gemäß handeln, also ohne Sensibilität dafür, was sie bei anderen auslösen – beispielsweise diejenigen, die schon Kinder zu künftigen Soldaten, auch Soldaten Gottes, erziehen wollen, oder wem es egal ist, ob sich Menschen an diesen Modellen ausrichten.

Aber nicht nur audiovisuelle Medien lösen Nachahmungen aus – auch Druckwerke besitzen Suggestivmacht, vor allem dort, wo sie gezielt Gefühle auslösen (wollen).

Dazu ein Beispiel aus meiner Berufspraxis: 2010 habe ich Seminare für katholische PublizistInnen zu der Fragestellung „Wie schreiben über Sexualdelikte?“ – insbesondere an Kindern – abgehalten und dabei darauf hingewiesen, dass erfahrungsgemäß viele Täter solche Medienberichte quasi als pornografische Anregung sammeln, man daher möglichst sachlich, am besten in der trockenen Gerichtssprache und unter Verzicht auf Details und Dramatisierungen formulieren sollte. Das war für die teilnehmenden JournalistInnen sehr irritierend – hatten sie doch, wie sie sofort ihre Zweifel anmeldeten, „gelernt“ (d. h. neuronal verankert), immer möglichst Fantasie anregend zu „dichten“.

Zur Selbstkorrumpierung zählt das vierfache Verleugnen: das Leugnen der Tatsache des eigenen Tuns, das Leugnen des Wissens darüber, das Leugnen der Verantwortung und das Leugnen der Auswirkungen (Perner 2006: 127 ff.). Man spaltet sich quasi in eine Person, die handelt, und eine, die das Handeln verteidigt und  entschuldigt – so wie es Rechtsordnungen vorsehen: Der Beschuldigte darf alles seiner Entschuldigung Dienliche vorbringen – wahr muss es nicht sein. Unter Wahrheitspflicht stehen nur Zeugen und Zeuginnen.

 

  1. Verantwortungskompetenz

Unter Verantwortungskompetenz verstehe ich den Anstand – und wie dieses Wort schon signalisiert, bedeutet dies, sich nicht wegzuschwindeln als Form camouflierter Flucht sondern statt dessen dort stehen zu bleiben, wo man „betreten“ wird – das eigene Verhalten zu positionieren, auch wenn man sich zwischenzeitlich davon distanzieren möchte. Es kann als bekannt vorausgesetzt werden, dass sprachgewandte Menschen viele Formen der Selbstentschuldigung praktizieren und dies gerne als Diplomatie behübschen, ja es gibt sogar Schulungen für Politiker und Topmanager (fast ausschließlich männlich) für diese Art von Neusprech.

„Die soziofunktionale Unterbringung der Neurose ist grundsätzlich in jeder sozialen Schicht möglich.“, schreibt der Psychoanalytiker Johannes Cremerius, aber: „In der Oberschicht ist das Quantum an erwerbbaren Freiheitsgraden jedoch unverhältnismäßig größer als in anderen Schichten. Und dies vor allem, weil die soziofunktionale Unterbringung der Neurose mit der Staatsideologie zusammenfällt. Die soziale Funktion der Oberschicht ist aufgrund ihrer staatstragenden Bedeutung (Besitz der Großbanken, der Großindustrie, bestimmter Monopole) der üblichen gesetzlichen wie moralischen Kontrolle, auch der durch die öffentliche Meinung, weitgehend entzogen. Im Falle der öffentlichen Kontrolle würde – wie dies bei Skandalen gelegentlich vorkommt – die Abhängigkeit des Staates von dieser Schicht offenkundig werden.“ (Cremerius: 222) Diese Menschen stünden außerhalb der gesellschaftlichen Schicht, für die die Neurosenlehre entwickelt wurde. „Während diese, etwa die bürgerliche Mittelschicht, durch internalisierte moralische und sittliche Standards wie durch tradierte, für das Kollektiv verbindliche Spielregeln gekennzeichnet sind,“ zeichnet Cremerius den typischen Vertreter dieser Schicht, die glaubt, sich alles kaufen zu können, „gibt er als einer, der einer Zwischengruppe angehört, sich selber die Gesetze und Regeln.  Deshalb unterliegt er auch nicht den Folgezuständen dieser Gruppenmoral im Falle des Konfliktes, nämlich der neurotischen Erkrankung.“ (Cremerius: 227) Denn „Die Angehörigen dieser Schicht lernen vielmehr, dass ihre moralischen Standards von den anderen akzeptiert werden. Ja, mehr noch, sie erfahren sogar, dass ihre Erfolge ihnen narzisstischen Zuwachs von außen verschaffen“ und „dass die sichtbaren Zeichen des Erfolges – Geld, Besitz, Macht – begehrte Ziele aller sind, dass man sie dafür bewundert, dass man sein möchte wie sie.“ Sie lernen, dass nichts passiert, wenn man die mitgebrachten Vorstellungen von Anstand, Moral und Sitte übertritt, und sogar eine paradoxe Situation eintritt: „Die Korruption des Über-Ichs bringt dem Es unmittelbares Triebglück.“ (Cremerius: 229)

Wer im Glück tanzt, bleibt nicht stehen um Antwort zu geben; wer in der Depression „zu“ gemacht hat, fühlt Fragen wie unerträgliche Lasten. Beides verletzt die jeweilig anderen, die bereits sind, in eine Beziehung einzutreten, allerdings: „Unter gedrängten, allein auf ihre Zweckmäßigkeit für ein profitorientiertes Wirtschaftsleben hin geplanten Lebensbedingungen wird der Mitmensch ignoriert oder als Feind behandelt, der sich vordrängen, den Platz in den öffentlichen Verkehrsmitteln streitig machen will.“ (Schmidbauer: 143) („Öffentliche Verkehrsmittel“ stehen an dieser Stelle als  Metapher für allgemeinen gesellschaftlichen Verkehr.) Je stärker nun jemand seine Ziele narzisstisch besetzt, desto öfter muss er Kränkung und Wut verarbeiten, weiß der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer (Schmidbauer: 152). Er oder sie könnte aber auch sich selbst fragen, woran der eigene Selbstwert anknüpft – und sich dann ehrliche Antwort geben.

Zur Verantwortungskompetenz gehört auch der Mut, wahrhaftige Antwort zu geben. Sprachlich brutal sollte sie allerdings nicht ausarten; sie tut dies deshalb oft, weil Mut zu unkontrolliertem Überschießen tendiert – besonders bei Menschen, die ohnedies unbewusst hoch aggressiv sind, z. B. weil sie mit ihrer Lebenssituation nicht zufrieden sind, sich das aber nicht eingestehen. Den eigenen Wahrheitskern zu finden, ist jedoch gegenwärtig deshalb so schwer, weil es Zeit braucht, in die eigene Tiefe hinabzutauchen, dort, wo nicht mehr das Denken und Wollen herrscht, sondern das Fühlen und Hinnehmen. (Während ich diese Zeilen schreibe, taucht vor meinem geistigen Auge das Bild eines unterirdischen Tränenmeeres auf.) Tiefe ist unmodern geworden, tiefe Gefühle machen vielen Angst – bei sich wie bei anderen –, Tiefsinnigkeit wird höchstens professionellen Lohnschreibern und Lohnrednern zuerkannt (Frauen nicht!), Oberflächlichkeit hingegen propagiert, in zwischenmenschlichen Beziehungen wie im Jobhopping.

„Wichtigster Ausgangspunkt der Seelenanweisungen Bonaventuras ist die abgrundtiefe Selbsteinsicht, dass die Seele aufgrund des Sündenfalls ihre eigene Natur verfehlt und sich versündigt hat.“, schreibt Volker Leppin in seiner Geschichte der christlichen Mystik und zitiert Bonaventura mit „Je mehr durch das Bad der Zerknirschung die Finsternis des Geistes abgewaschen wird, umso klarer und leuchtender kann die Wohltat der göttlichen Neugestaltung erkannt werden.“ Es sei die der Buße zuzurechnende Zerknirschung, durch die eine Reinigung bewirkt wird, auf deren Grundlage nicht nur eine Begegnung mit Gott möglich wird, sondern letztlich auch eine Rückkehr zur eigensten Bestimmung der Seele.  (Leppin: 84). Diese eigenste Bestimmung zu erkennen, führt weg vom Ideal-Ich und dem dahinter verborgenen Ich-Ideal, aus welchen Vor-Bildern es auch hergeleitet sein mag. Derart verstehe ich Leppin, wenn er Im Zuge seiner Auseinandersetzung mit dem Werk Meister Eckharts schreibt: „Der Gott, der nach Genesis 1,26 f. erklärte, er wolle Menschen nach seinem Bilde machen, hat in der obersten Seelenregion des Menschen ein solches Abbild hinterlassen, das nur für den Menschen, der am Äußeren hängt, verdunkelt ist. Daher muss zu der statischen Vorstellung eines im Menschen immer schon vorhandenen Fünklein oder Grundes – der Ausdrücke, die Eckhart verwendet, wechseln – eine dynamische Vorstellung kommen: die Sohnesgeburt in der Seele.“ (Leppin: 99) So sei auch das Ideal dessen Ordens, die spirituelle Armut, zu verstehen: „Das ist ein armer Mensch, der nichts will und nichts weiß und nichts hat.“ (Leppin: 100)

Nichts wollen interpretiere ich auf Verzicht auf Streben nach Macht, nichts wissen als Verzicht auf Streben nach Status und nicht haben als Verzicht auf Streben nach Besitz. Psychoanalytisch gedeutet verbirgt sich in ersterem der Ödipuskomplex mit seiner pathologischen Ausformung als Paranoia, im zweiten der Hochmut mit den narzisstischen Störungen und im letzten die Gier mit allen Suchtgefährdungen (außer dem Workaholismus, der tendiert zu den Zwangsstörungen).

 

  1. Seelsorge oder Psychotherapie?

Er wolle Menschen helfen, ihre Beziehung zu Gott ins Reine zu bringen, hörte ich einst einen römisch-katholischen Priester sein seelsorgendes Bemühen benennen.

Aber wie soll diese Beziehung sein? Und: Wer definiert dieses Sollen? (Mein Versuch, aus aktuellem Anlass von ihm Antwort auf diese Fragen zu bekommen, war leider nicht von Erfolg gekrönt, ich kann daher nur vermuten, dass er selbst diese Definitionsmacht in Anspruch nimmt.)

Dazu ein Beispiel aus meiner psychotherapeutischen Praxis: Ein etwa 40jähriger Mann erzählt stolz von seiner Lust zu ministrieren, aber „es muss schon der Stephansdom sein – in meiner Pfarre in Ottakring würde es mich nicht freuen!“ Ich antworte mit gespieltem Entsetzen (was der „provokativen Therapie“ nach Frank Farelly entspricht): „Aber das ist ja Hochmut! Das sollten Sie mit Ihrem Beichtvater besprechen!“ Die Woche darauf kommt der Mann wieder und berichtet: als er in der Beichte seinen Hochmut thematisieren wollte, hätte der Pfarrer gemeint, allein durch die Tatsache, dass er ministriere, wäre ihm schon diese Sünde vergeben. Ich antwortete darauf lakonisch: „Also hat er Ihnen die reinigende Reue vermasselt…“

„So wie im Bußsakrament auf das mündliche Bekenntnis die Genugtuung durch Werke folgen soll, so hat auch diese außersakramentale Buße Folgen, die freilich nicht einfach in ein Tun münden, sondern  in eine bestimmte Haltung der Nachfolge, und zwar eine Nachfolge Christi im Leiden.“, schreibt der evangelische Kirchengeschichtsprofessor Volker Leppin  über die Bußtheologie Bernhards v. Clairveaux., jedoch: „Man kann in diesen Ausführungen auch eine Umkehr der Orientierung der monastischen Existenz sehen: Wenn Bernhard seine Brüder ermahnt, sich nicht auf die permanente Buße zu fixieren, sondern darüber hinaus zu gelangen, so integriert er gerade in die nächste Aufstiegsstufe die monastische Spiritualität der Askese.“ (Leppin: 66)

Das Wort Buße löst bei vielen Menschen das geistige Bild verzweifelter Büßer und Büßerinnen aus, die quasi als Leidende und Selbstbestrafende mit oder ohne Notwendigkeit einer Wiedergutmachung vermeinen, in der Nachfolge der Passion Christi Erlösung von Schuld bzw. Schuldgefühlen zu erlangen. Das scheint offenbar leichter als Jesus in seiner Menschenliebe nachzufolgen, und hängt wohl mit der jeweiligen Erziehungsbiographie zusammen. Ich bemühe mich demgegenüber auf Grund meiner jahrzehntelangen psychotherapeutischen Erfahrung zuerst zwischen Schuldgefühlen und echter Schuld zu unterscheiden:

Schuldgefühle umfassen in meinen Worten den Mechanismus „Ich sollte etwas machen, will das aber eigentlich nicht, werde aggressiv – erleben einen Kraftzuwachs um mich von dem Zugemuteten abzugrenzen – stehe aber nicht zu meiner Aggression im Sinne von „Ich sollte nicht aggressiv sein“ und verwandle sie daher nach innen gerichtet in Schuldgefühle. Solche Gefühle tauchen meist auf, wenn man für jemand „aus Liebe“ oder auch aus Solidarität, Gruppenzugehörigkeit, Klubzwang etc. etwas tun soll, was man eigentlich nicht will.  Schuldgefühle sind meist Folgen emotionaler Erpressung.

Demgegenüber erkenne ich echte Schuld  in Äußerungen wie „Ich habe etwas getan, was ich zutiefst bereue, weil ich erkannt habe, dass es nicht richtig war und weiß, dass ich es nicht wieder gut machen kann.“ Der tiefe Wunsch, etwas Unwiederbringliches wieder herzustellen, speist das Bedürfnis, sich selbst wieder akzeptieren zu können – und gerade dann, wenn man diesen Verlust an Selbstwertschätzung spürt, braucht man ein „antwortendes Du“, das einen bedingungslos annimmt. In der personzentrierten Gesprächspsychotherapie nach Carl R. Rogers (der übrigens auch Theologie studiert hatte) zählt die Fähigkeit zu dieser unbedingten Akzeptanz  zu den Qualifikationen, die VertreterInnen dieser Schule zu eigen haben müss(t)en. In der person- bzw. klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie kann dies aber nur eine verkörperte Geisteshaltung sein (und nicht eine „Technik“), und diese erfordert weitgehendes Freisein von Angst, Ekel und Zorn; dazu muss man all das oft genug los gelassen haben um Gelassenheit erreicht zu haben.

Durch die Begegnung mit solch einem bedingungslos akzeptierenden „antwortenden Du“ kann die entlastende Herzöffnung (und damit der Zugang zur eigenen Seelentiefe) ausgelöst werden – dennoch wird dadurch noch nicht der Impuls zur „Sohnesgeburt der Seele“ initiiert. Umgekehrt weist Joachim Bauer darauf hin: „Das zwischenmenschliche Erkennen und Anerkennen systematisch zu verweigern, ist ein Akt der Unmenschlichkeit und ethisch verwerflich.“ (Bauer: 116)

Was jedenfalls nicht zu dieser „Neugeburt“ führt, sind Vorhaltungen und andere Versuche, jemand ein schlechtes Gewissen zu machen. Das ist nicht bedingungslos, sondern auf subtile Weise gewalttätig: so wird nämlich die andere Person nicht in ihrem Leiden wahrgenommen geschweigedenn wertgeschätzt; ganz im Gegenteil wird sie bewertet und damit auf ihre Fehlhandlungen fixiert – eine klassische Disziplinierungsmaßnahme, mit der Menschen in Abhängigkeit gehalten werden. Auch in Abhängigkeit von Autoritäten, von denen Absolution erwartet bzw. gefordert wird. Denn, wie Peter Sloterdijk darauf hinweist: „In allen Kulturen gibt es Individuen, die eine Art von dunkler Satisfaktion empfinden, wenn ihnen bewiesen wird, dass sie nichts tun können – außer hinnehmen, was ist und zusehen, wie die Dinge gehen.“ (Sloterdijk: 361) Das kann auch PsychotherapeutInnen treffen – daher müssen besonders diese darauf achten, nicht „niederstreichelnd“ Trost zu spenden, sondern den Prozess der Selbstreinigung – nicht zu verwechseln mit Selbsterlösung! – einfühlsam auszuhalten und geduldig zu begleiten, wohl wissend, dass dies ein Durchgangsstadium zu Individuation und innovativen Tatkraft und damit zur Selbstakzeptanz im Sinne von „simul iustus et peccator“ bedeutet.

 

  1. „Das bin ich – auch“

Nach C. G. Jung gibt es vier Grundformen des “Denkens” – oder der „Wahrnehmung“ oder des „Bewusstseins“, die Terminologie wechselt: das kognitive Denken und im Gegensatz dazu das emotionale Fühlen, das körperliche Empfinden und als Gegenteil dazu das Intuieren (Jacobi: 22 ff.). Wenn es gelingt, diese vier Zugänge zum Selbst mehr oder weniger in Balance zu bringen (denn ohne Vibrieren zwischen den Polen würde dies Leblosigkeit bedeuten), spürt man die eigene Tiefe und auch das „Fünklein“ im Sinne Meister Eckharts.

Je weiter sich jemand einseitig von dieser Mitte entfernt, desto mehr erscheint ihm oder ihr aus jungianisch-analytischer Sicht zur Psychotherapie angeraten. Ich erkläre dies metaphorisch so, dass sich der Mensch immer unter der der großen Lichtquelle – symbolisiert auch im sich nicht verzehrenden brennenden Dornbusch – befindet, aber je weiter er sich von ihr weg bewegt, desto größer wird sein Schatten; C. G. Jung bezeichnet ja auch die ungeliebten, meist aus dem Bewusstsein verschobenen oder verdrängten Seelenanteile als Schatten. Je mehr sich jemand dieser Energiequelle anvertraut, sich also direkt unter ihr positionieren kann, desto mehr steht er auf seinem Schatten: er hat die „Schattenintegration“ geschafft (was ja auch wesentliches Ziel der jungianischen Therapie darstellt).

Die eigene Schuldhaftigkeit zu erkennen und zu bekennen, scheitert zumeist an der neuronal verankerten Spontanreaktion des Abstreitens und meist nachfolgenden beschämenden Erfahrungen von Überführtwerden. Beschämen gehört zu den gängigen Machtstrategien, mit denen jemand zum erwünschten Verhalten forciert werden soll. Scham – nicht zu verwechseln mit Gefühlen von Scheu, Unsicherheit oder Keuschheit – macht krank: Scham bedeutet, sich psychisch wie auch physisch zusammen zu ziehen, klein zu machen , die  Angriffsfläche des Körpers zu vermindern – und leider kann diese Leib und Leben schützende Reaktion chronisch werden und damit Balance verunmöglichen. Es ist daher notwendig, diese An- und Verspannung in absehbarer Zeit wieder lösen zu können und am besten gelingt dies im offenherzigen Dialog mit einer vertrauenswürdigen Person, die einen als Person wertschätzt auch wenn man seine Fehlhandlungen und damit Schattenanteile offenbart. (Dialog ist hier nicht im trivialen Sinn von Zwiegespräch gemeint sondern im Sinne von Martin Buber und David Bohm).

Je mehr jemand im Sinne der leibseelischgeistigen Quadrinität nach C. G. Jung im Bereich der Vernunft kognitiv denkt, desto weniger hat er oder sie die Energie im polaren Bereich des emotionalen Fühlens oder auch der Querbereiche Körperempfindungen und Intuition verfügbar – und umgekehrt. Deswegen „rationalisieren“ ja viele Menschen um schmerzliche Gefühle (z. B. Scham) oder Empfindungen von Stress (z. B. den Stress der Erwartung von Strafe) abzuwehren. Dass sie aber genau damit ihre Ganzheit verfehlen und genau diese Balance – diese coincidentia oppositorum – aber Entspannung, Herzöffnung und  Zugang zur „Sohnesgeburt“ sprich Gotteserfahrung  ermöglicht, „wissen“ nur die, die dies schon erfahren haben. Und genau diese könnten das Vor-Bild liefern, das die Bildung identifizierender Neurosignaturen kreiert.

 

  1. Das Prinzip Salutogenese: „Das will ich sein!“

Salutogenese – Aufbau, Förderung und Erhalt von Gesundheit – umfasst nach ihrem Wort- und Begriffsschöpfer, dem amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923 – 1994) die als „sense of coherence“ (SOC) zusammengefasste Dreiheit von Verstehbarkeit – Gestaltbarkeit – Sinnfindung: „Das SOC (Kohärenzgefühl) ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass

  1. die Stimuli, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;
  2. einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;
  3. diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen.“ (Antonovsky: 36)

Antonovsky zog seine Expertise aus der Forschung, was den Unterschied ausmache, dass schwerst traumatisierte Menschen – weibliche KZ-Überlebende – ihre Beschädigungen mit Krankheit oder unerwarteter Gesundheit bewältigten. Da ich in meiner Spezialisierung auf sexuell (oder anders) traumatisierte Menschen unabhängig von Antonovsky ähnliche Beobachtungen machen konnte, im Unterricht von Krankenpflegepersonen aber auf viel Unverständnis, wie mit der Antonovskyschen Struktur praktisch umzugehen wäre, gestoßen bin, formuliere ich die zitierte Dreiheit als Wahrnehmen – Alternatives Verhalten finden (oder erfinden) – Verantwortung übernehmen. Es gehört zu den Langzeitfolgen sexuell misshandelter Menschen, dass sie von Schuldgefühlen geplagt werden, weil sie das Delikt, das an ihnen begangen wurde, nicht verhindern konnten (Überlegungen über Identifikation mit dem Aggressor etc. spare ich hier aus). Dahinter steht die – meist von Bezugspersonen bzw. Medien gewünschte und daher suggerierte – Illusion von Eigenmacht bzw. Abwehr von Ohnmacht. Dahinter verbergen sich wiederum das Ahnen und die Sehnsucht von eben dieser Balance von Gleich-Mut.

Im psychotherapeutischen Zugang  kann diese Mitte innerhalb der Quadrinität im Sinne von C. G. Jung dadurch erreicht werden, dass der Bereich der Verhaltensalternativen für die Zukunft erweitert und für die Vergangenheit respektiert wird. Aus theologischer Sicht deucht mir aber nach meinem derzeitigen Erfahrungstand, dass damit das Erleben von Erlösung bzw. Gnade behindert wird.

Frei von Schuld sein zu wollen, bedeutet, sein Wollen auf einen Zustand von Perfektion auszurichten. Peter Sloterdijk schreibt dazu: „Was die gewöhnliche Eitelkeit der Sterblichen angeht, die den Spirituellen so sehr ins Auge springt, so ist sie in der Regel kein Hinweis auf erhöhten Ich-Bezug, sie deutet vielmehr auf die Besessenheit der Individuen durch Kollektiv-Idole und ihre mehr oder weniger naiven Anstrengungen, sich diesen anzugleichen. Der phänomenal auffällige „Egoismus“ von Weltmenschen zeigt in Wahrheit eine Überwältigung der Psyche durch ein Trugbild des Anderen an – er bildet daher zumeist nur eine unverstandene Form von invasivem Altruismus, ein besessenes Glänzenwollen in den Augen der Eltern oder der Stammesältesten.“(Sloterdijk: 373) Ich ergänze: oder eines personal gedachten Vatergottes wie den des Alten Testaments. Dabei würde genügen, in der Nachfolge des Mensch gewordenen Gottes zu begreifen, dass es nicht immer an der eigenen Handelnsweise liegt, dass man unbeschädigt bleibt.

 

  1. Die Erfahrung von Gnade

Die Gefahr, sich im Ersinnen einer möglichen Selbsterlösung in Bußübungen zu verlieren, war schon den mittelalterlichen Ordensgründern bewusst. (Leppin: 66) Aber: Wie spürt sich Erlösung an?

Meines Erachtens liegt die Verlockung darin, sich Erlösung (oder Heilung, was im jungianischen Sinn Ganzwerdung bedeutet, denn mit dem von ihm geprägten Begriff von Individuation ist nicht – nur – gemeint, dass man sich in der eigenen Einzigartigkeit annimmt, sondern dass man seine Mitte findet und nicht mehr nach dem einen oder anderen Pol der Quadrinität ausufert) als statischen Zustand vorzustellen und danach zu streben. Aus meiner Erfahrung bedeutet Erlösung das augenblickliche blitzartige Erkennen, wie sich diese Mitte, das Selbst, das „Fünklein“, die „Sohnesgeburt“ im Herzen, anfühlt – wobei das Wort fühlen nicht passt, weil es ein ganzheitliches Erleben ist. Wenn man dieses Wahrnehmungsneuron gebildet hat, kann es gelingen, es meditativ wiederholt „abzurufen“. Manche Perikopen in der Heiligen Schrift sind dazu hervorragend geeignet, wenn sie „verinnerlicht“,  d. h. im rechten Sinn innig gebetet, werden; manchen helfen aber auch Monotonien vieler Gestalt, Körpermeditationen, bestimmte Musik oder auch Gerüche – vielerlei kann Trigger sein, wenn man nur einmal die hilfreichen Neurosignaturen gebildet hat. Das wären dann auch „alternative Verhaltensweisen“, sich in die eigene Tiefe zu bewegen anstatt sich nach außen zu richten. Dann ist auch „schlechthinnige Abhängigkeit“ keine Fessel sondern eine Erfahrung von Freiheit – von Grenzüberschreitung – und gleichzeitiger Geborgenheit.

Den anderen Menschen im Sinne des Dialogischen Prinzips oder der so genannten „Drei Rogers-Kriterien“ (Akzeptanz, Empathie, Kongruenz – orthodox nach Carl R. Rogers sind es allerdings fünf) bedingungslos als Person wertzuschätzen ohne ihn oder sie zwangsbeglücken zu „wollen“ – denn nicht unser, sondern SEIN Wille geschehe – könnte als erster Schritt gesehen werden, durch das eigene Vermeiden von rein kognitivem Werten bei gleichzeitigem Bemühen um emotionales Verstehen beim Anderen Spiegelnervenzellen für gleiches Erleben auszulösen.

In unserer gegenwärtigen Leistungsgesellschaft, die uns permanent vorsingt, „you can get it if you really want“ braucht es den Mut zur Entscheidung, dort, wo er uns zu verlocken oder zu zwingen beginnt, auf den eigenen Willen zu verzichten und bewusst zu der Verantwortung für diese Entscheidung zu stehen. Das ist eine besondere Herausforderung für die so genannten ExpertInnen für seelische Vervollkommnung.

Sowohl für PsychotherapeutInnen wie auch SeelsorgerInnen liegt es wohl daran, die Gefahren des Wollens zu kennen und zu minimieren. Damit schließt sich für mich der Kreis zur Selbstkorruption – und zu der dahinter lauernden Angst, nicht genug zu bekommen (wovon auch immer), wer wie auch immer deren Neurosignatur geprägt hat. Letztlich bedeutet dies ja auch wieder mangelndes Vertrauen in Gott.

 

  1. Verwendete Literatur

 

Antonovsky Aaron, Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, Tübingen 1997

Bauer Joachim, Warum ich fühle was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. Hoffmann und Campe,  Hamburg 2005/06.

Bonhoeffer Dietrich, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft.   Siebenstern Taschenbuch Verlag, München und Hamburg 1951 / 67.

Cremerius Johannes, Die psychoanalytische Behandlung der Reichen und der Mächtigen. In: ds., Vom Handwerk des Psychoanalytikers: Das Werkzeug der psychoanalytischen Technik. Band 2.  frommann-holzboog, Stuttgart 1984.

Farelly Frank/ Jeffrey M. Brandsma, Provokative Therapie. Springer, Berlin Heidelberg New York 1986.

Jacobi Jolande, Die Psychologie von C. G. Jung. Eine Einführung in das Gesamtwerk. Mit einem Geleitwort von C. G. Jung. Fischer, Frankfurt/ M. 1977/ 82.

Küng Hans / Kuschel Karl-Josef, Erklärung zum Weltethos. Piper, München 1993/96.

Leppin Volker, Die christliche Mystik. C. H. Beck, München 2007.

Perner Rotraud A., Der erschöpfte Mensch. Residenzverlag, St. Pölten 2012.

Perner Rotraud A., Die Wahrheit wird euch frei machen, Sexuelle Gewalt im kirchlichen Bereich … und anderswo. Prävention – Behandlung – Heilung. Ein Beitrag zur Salutogenese. Gezeiten Verlag, Wien 2006.

Perner Rotraud A., Hand Herz Hirn. Zur Salutogenese mentaler Gesundheit. aaptos Verlag, Matzen Wien 2011.

Schmidbauer Wolfgang, Ist Macht heilbar? Therapie und Politik. Rowohlt, Reinbek 1986.

Sloterdijk Peter, Du musst dein Leben ändern. Über Anthropotechnik.  Suhrkamp,  Frankfurt/ M. 2009.

http://de.wikipedia.org/wiki/Korruption, abgerufen am 17. 7. 2012.