Mythos Empathie

Es gibt Eigenschaften von denen jedermensch glaubt sie zu besitzen bzw. in die Tat umzusetzen. Respekt etwa: Wenn man jemanden, der einen überheblich abkanzelt, mit „Bitte behandeln Sie mich respektvoll“ zu mehr Selbstreflexion auffordert, folgt meist empörter Widerspruch „Aber das tue ich doch!“ und beweist damit, wie gerechtfertigt die ursprüngliche Höflichkeitsbitte war (wobei ich persönlich meine, Freundlichkeit würde genügen – denn Höflichkeit gehörte zur Unterwerfungs-Etikette von Königshöfen und die haben wir ja zumindest bei uns nicht mehr – wie sich an den Hasspostings gegen die aktuelle Regierung zeigt).

Ein anderes – fast schon „Modewort“ – lautet Empathie. Im aktuellen Profil 35/21 auf Seite 47 wird es sogar als „Gleitmittel“ für Entschuldigungsnotwendigkeiten bezeichnet – eine tiefergehende Begründung dafür fehlt hingegen; dafür gibt es aber bunt zusammengestellte Zitate, die jedoch nur aufzeigen sollen, was manche PsychotherapeutInnen als Zusammenhang zwischen „fehlender Fähigkeit zur Fehlereinsicht“ und „Narzissmus“ als „Charaktersache“ verallgemeinern (Narzissmus – ein häufiger Vorwurf an Partnerpersonen, von denen deren KritikerInnen weniger Zuwendung erhalten als sie erwarten bzw. fordern – und öfters reziprok auf deren eigene „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ hinweist). Zu Unrecht, meine ich, denn in der konkreten psychotherapeutischen Arbeit zeigen sich hinter den als „Charakter“ diagnostizierten Verhaltensweisen oft schwerere Traumatisierungen als – wiederum diagnostiziertes – elterliches Versagen in prägenden Situationen […]

hier weiterlesen >>>