Fremdschämen

Scham ist eine zentripetale Reaktion – man zieht sich quasi zusammen und in sein Inneres zurück (oder würde, wenn es ginge, gerne in den Boden versinken). Die – ebenso extreme, nämlich das Mittelmaß verfehlende – Gegenreaktion ist die Empörung: Man macht sich Luft, breitet sich aus und empor … und verliert oft den Boden unter den Füßen.

Oft folgt eines aufs andere – aber wenn das rechte Maß nicht verfehlt wird, denkt man darüber nach, weshalb man sich schämt, findet viele zusammenwirkende Auslöser, protestiert gegen die, bei denen Änderungen erreichbar scheinen (die vernünftige Art, sich Luft zu machen, anstatt bloß zu randalieren!) und arbeitet mit Disziplin und Geduld an Problemlösungen, wie schwer diese auch sein mögen. Klassisches Beispiel: chronische Krankheiten.

Viele schämen sich nicht nur ihrer eigenen Krankheiten – besonders, wenn sie das Äußere verändern – sondern auch ihrer Angehörigen. Scham ist dann eine innerpsychische Flucht ins Nirgendwo – und meist ausgelöst durch fremden Spott und / oder eigene Angst vor ernsthaft argumentierter übler Nachrede. Aktuell erlebt am Beispiel des ORF als Arbeitgeber. (Vormaliges Gegenbeispiel: ORF-Korrespondent Lorenz Gallmetzer hatte den Mut, ein Buch über seine Alkoholkrankheit zu schreiben. Hoffentlich hält er für die Zukunft durch! Es ist ihm zu wünschen.) […]

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