Erzwungene Gemeinsamkeit
Im Letzten Brief gegen Gewalt (Nr. 56) zitierte ich sieben Kommunikations-Merkmale, an denen man laut Gavin de Becker das Gewaltpotenzial anderer Menschen (aber auch bei sich selbst) erkennen kann. Ich brachte dabei einige Beispiele von Gewaltausbrüchen, nachdem den TäterInnen Grenzen gesetzt worden waren. Nicht alle wurden überlebt.
Diesmal möchte ich ein anderes Merkmal – „erzwungene Gemeinsamkeit“ – verdeutlichen. Gavin de Becker nennt dabei den – unpassenden – Gebrauch des Wortes „wir“ zur Herstellung von Vertrauen so à la „Wir sitzen doch im selben Boot“. Schlüsselsätze dazu, die ich in meiner Praxis immer wieder berichtet bekommen habe, lauten „Du magst das doch auch!“ (z. B. bei sexuellen Grenzüberschreitungen) oder „Wir machen das alle so!“ oder „Wir waren doch immer so gute Freunde!“ (z. B. wenn jemand etwas nicht mitteilen will) und letztlich sogar „Du würdest doch das Gleiche für mich tun!“ (z. B. wenn es um Geld geht) […]