Die Angst der Mütter
Manche sagen, der Muttertag gehört endlich abgeschafft, er sei nicht mehr zeitgemäß, weil wir ja seit den späten 1970er Jahren im Zeitalter der Elternpartnerschaft leben – und er außerdem nur dem Geschäft mit Blumen und Bonbonieren dient.
Und außerdem: Was nützt schon verlogenes Gedenken und Ehrungen, wenn nach wie vor Männer die Mütter ihrer Kinder misshandeln und ermorden – und die Männer, die das nicht tun, dazu wegschauen und schweigen?
Ich habe in meinem Eröffnungsvortrag zur Aufführung von „Stabat mater“ von Antonio Vivaldi (1678–1741) am Karfreitag, 15.04.2022, im Auditorium Grafenegg einen anderen Gedenk-Blickwinkel als den der um den gekreuzigten Sohn trauernden Mutter Maria gewählt – nämlich den der Mütter, die ihre Söhne nicht von ihren Berufungen abhalten können. (siehe Redekonzept zu –> „Den Schmerz ertragen“)
Meist so um das Alter zwischen 15 und 25, wenn sich der Nachwuchs kritisch mit der Lebensweise der Eltern und sonstigen Nächsten auseinandersetzt – und oft sehr weit auseinander – werden die Grenzen zwischen dem Alten und dem Neuen sichtbar. Das allein macht vielen schon Angst […]