„Regierungs-Rotwelsch“?
Da kreiert doch heute Ronald Pohl – die Edelfeder der Tageszeitung Standard – den Neologismus „Regierungs-Rotwelsch“ für die unsäglichen Sager in den öffentlich gewordenen Chat-Protokollen von, nein, nicht Hinz und Kunz, sondern Schmidt und Kurz.
Ja, sowas entsteht, wenn man sich als Volksvertreter an Mundl Sackbauer („Ein echter Wiener geht nicht unter“) orientiert – aber halt, gehört diese legendäre Wiener Volksfigur nicht zum sogenannten Pöbel?
„Anpöbeln“ ist eine Attacke mit offenem Visier – der schleimende Mund wird öffentlich. Ich erinnere mich an die Aussagen des ehemaligen Nationalratspräsidenten Andreas Khol, der zu Ende der langjährigen großen Koalition, vom ORF angeekelt, formulierte, dass einem „wo immer man den Einschaltknopf betätigte, rote Gfrieser entgegen geronnen sind“ (Parlamentarische Materialien) – aha, dachte ich mir damals, dazu gehörte also auch meines, und daher konnte ich sein mehrfach demonstriertes Ignorieren meiner Person (z.B. bei gemeinsamen Podiumsauftritten oder anderen Zusammentreffen) elegant übergehen ohne mich zu kränken.
Wolfgang Schüssel wiederum erregte als Außenminister durch sein legendäres Frühstücks-Interview, in dem er den deutschen Bundesbankpräsidenten Tietmeyer als „richtige Sau“ bezeichnete (Loses Mundwerk – DER SPIEGEL), internationale Aufmerksamkeit sogar auch „der dritten Art“, als er nachher versuchte, seine „tief“gründigen Bewertungen abzustreiten […]