Freiheit der Kunst?
Soeben hat mich eine entsetzte Kultur-Expertin kontaktiert und mir das Festwochen-Plakat zu „Madame Butterfly“ gemailt – und ich bin jetzt ebenso entsetzt: Noch geschmackloser geht es wohl nicht.
Bekanntlich handelt Puccinis tragische Oper von der sexuellen Ausbeutung einer Japanerin durch einen verantwortungsscheuen amerikanischen Soldaten, der sie mit ihrem Kind im Stich lässt, heimgekehrt eine Amerikanerin heiratet und dann zurückkommt, um „seinen“ Sohn nach Amerika zu holen. (Auch das überlässt er feig seiner Ehefrau.) Butterfly suizidiert sich darauf mit dem Dolch ihres Vaters nach dem Ehrencode der Samurais: Sie begeht Harakiri – sie schlitzt sich den Bauch auf (und dabei fällt man normalerweise nach vorne).
Auf dem Plakat sieht man hingegen ein auf dem Rücken mit geöffneten blutbeschmierten Beinen hingestreckt liegendes Mädchen mit geschlossenen Augen – ob sie lebt oder tot ist, bleibt unklar, aber: Was suggeriert wird, ist, noch dazu ästhetisiert, der Zustand nach einer brutalen Vergewaltigung.
In einer Ausstellung in geschlossenen Räumen oder in einem Kunstbuch würde mich diese Darstellung nicht entsetzen – aber im öffentlichen Raum auf Plakaten? […]