Das Unerträgliche

Vergangene Woche wurde ich in einem Zeitungsinterview gefragt: „Die Passionsgeschichte ist auch die Geschichte einer Frau, die ihr Kind verliert. Wundert es Sie, dass Frauen dieses Thema kaum für sich reklamiert haben?“, und ich antwortete: „Nein – wir alle, die wir hier Erfahrungen haben, wollen in Ruhe trauern und uns nicht damit wichtigmachen.“

In der Darstellung der Kreuzigung von Matthias Grünewald ist Maria eine, die nicht klagt – sie hält den Mund geschlossen, muss aber gestützt werden, denn sie ist dabei zusammenzubrechen. (Die Kreuzigung, aus dem Isenheimer Altarbild, c.1512-15… (#155221) (meisterdrucke.at)) Josef von Nazareth, der gesetzliche Vater Jesu, fehlt. Er soll schon früher verstorben sein (Josef von Nazaret – Wikipedia). Liegt es daran, dass die Trauer eines Vaters nicht wahrgenommen wird? Oder liegt es am Modell des „starken Mannes“, dass seine Trauer als „Schwäche“ tabuisiert wird? Wo doch der Mut, zu Trauer zu stehen und sie nicht zu verbergen, wahre Stärke bedeutet!

Der Journalist Golli Marboe hat diesen Mutschritt gewagt – sogar einen doppelten, denn er musste und muss immer wieder nicht nur den Tod seines Sohnes tragen, sondern auch die Tatsache dessen Suizids. 28 Jahre war er alt

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