Rotraud A. Perner
17-11-2013

Willensfreiheit

Frühe kompatibilistische Entwürfe und ihr Bezug zur Strafbarkeit

 

Zitate wurden der neuen Rechtschreibung angepasst.

 

Vorbemerkung:

Die als frühe kompatibilistische Denkmodelle bezeichneten Ansätze von George Edward Moore (1873 – 1958), Moritz Schlick (1882 – 1936) und Peter Frederick Strawson (1919 – 2006) versuchen, für Handlungen Verantwortlichkeit – und in der Folge gerechtfertigte Zuschreibung von Strafbarkeit für Gesetzesbrüche – unabhängig von dem so genannten Kausalitätsprinzip (und damit vom Beweis der Determiniertheit jedes Agierens, aber auch vom Gegenteil, der Libertarität, also der Behauptung von Freiheit der Wahl der jeweiligen Reaktionsformen bzw. auch, dass Berufung auf Determinismus falsch sei)  zu begründen.

Diese Denkmodelle bilden eine Brücke zu Moral und Ethik, da sie ihren Schwerpunkt auf die Möglichkeiten der Selbstbestimmung des Individuums legen, also im Gegensatz zur Ursachensuche (rückwärts gerichteter Blick) ihr Augenmerk Gestaltungspotenzialen (Zukoppelung des vorwärts gerichteten Blicks) widmen.

 

George Edward Moore – oder:

Handeln beruht auf Entscheidungen und die werden mit oder ohne Inneren Dialog, daher mit oder ohne Reflexion von Sprache gefällt.

 

Die bloße Tatsache (wenn es eine Tatsache ist),
dass wir manchmal in einem bestimmten Sinn das tun können,
was wir nicht tun, berechtigt uns andererseits noch nicht notwendig
zu der Aussage, dass wir einen freien Willen haben.
 George E. Moore[1]

 

Was bei den Überlegungen des  britischen Philosoph George Edward Moore in seinen „Ethics“ („Grundprobleme der Ethik“) 1966  auffällt, ist seine Differenzierung der Bedeutungen der Sinngebung von „können“: ob ein Handeln sich als richtig oder falsch erweist, hänge nämlich davon ab, was der Handelnde tun kann[2] und weniger davon, wie weit der Handelnde die Folgen seines Tuns wissen kann; er kann nicht mit Sicherheit wissen, welche zu den „besten“ – im Sinne des Utilitarismus – Ergebnissen[3] führen. (Außerdem ist das eine subjektive Bewertung und damit hoch konfliktträchtig).

In einem bestimmten Sinn des Wortes „können“ wird damit behauptet, dass nur das hat geschehen „können“, was geschehen ist.[4] Damit wird ausgedrückt, dass alternatives Geschehen unmöglich gewesen wäre.[5] Eine solche Behauptung ist aber in sich unwahr. (So ermöglicht auch die juristische Konstruktion eines Alibi keinem Menschen, einen Nachweis zu erbringen, dass man etwas nicht getan hat – man kann immer nur einen Nachweis erbringen, dass man etwas anderes getan hat z.B. sich an einem anderen Ort befunden hat.)

Gerade im Bereich des Strafrechts behaupten viele, wenn sie zur Verantwortung gezogen werden, sie hätte nicht anders gekonnt – beweisen damit aber nur, dass sie Alternativen (egal aus welchen Gründen) nicht in Erwägung gezogen hatten. (Es zählt zu den gängigen juristischen, d. h. „linearen“ – im Gegensatz zu „komplexen“ – Gedankengängen, Verursachungen, für die jemand anderem „Schuld“ zugewiesen werden kann, zur Erklärung bzw. „Ent-schuldigung“ für behauptete Zwangsläufigkeit der folglichen Täterschaft zu konstruieren.)

„Wenn man aber sagt, dass etwas zwangsläufig geschehen musste, so sagt man, dass nichts anderes stattdessen hätte geschehen können, das heißt: Wenn alles eine Ursache hat, hätte nichts anderes jemals geschehen können als das, was geschehen ist.“[6] (Ich habe das Wort „eine“ hervorgehoben, weil ich diese lineare Kausalkette kritisieren möchte: Verhalten hat nicht nur einen ursächlichen Faktor sondern viele – solche aus der Vergangenheit und Gegenwart aber auch aus Zukunftsperspektiven. 1966, als Moore seine Abhandlung veröffentlichte, war weder kybernetisches Systemdenken in der Anwendung auf verbesserungsbedürftiges menschliches Handeln – wie z. B. an den Publikationsdaten von Umberto Maturana, Francisco Varela, Heinz von Foerster u. a. ablesbar – noch die praktische[7] Neuropsychotherapieforschung des Pioniers Giacomo Rizzolatti in einer breiten globalen scientific community vorhanden. Was aber beide einen könnte, wäre besondere Sensibilität für Wortbedeutungen und Wortinterpretationen und eine dementsprechende differenzierte Wortwahl.)

Ähnlich wichtig ist Moore die Unterscheidung von „können“ im Sinne von einer tatsächlich einsetzbaren Fähigkeit und „können“ im Sinne der Abhängigkeit von aktuellen Bedingungen, in denen diese Fähigkeit ausgeübt werden könnte.[8] Es ist also zu unterscheiden, ob jemand etwas nicht kann, weil er über die Fähigkeit nicht verfügt, oder obwohl er diese sehr wohl besaß.[9]

Moore stellt nun aber die Frage, ob immer alles verursacht sei oder ob es auch Willensakte ohne Ursache gäbe. Ob der freie Wille mit dem Prinzip, dass alles verursacht sei, unvereinbar sei, sieht er „äußerst zweifelhaft“, denn das hänge eben mit der Entschlüsselung des Wortes „können“ zusammen.[10] Vermutlich, so meint er, soll „ich konnte“ als Kurzform „ich würde, wenn ich mich entschieden hätte“ bedeuten. [11] Ergänzt wird diese Selbstgerechtigkeit durch die Selbstvergewisserung, dass man nicht hätte tun können, was man nicht getan hat – sei es aus einer Geisteshaltung des Fatalismus heraus oder aus Festalten an der Kontingenz von Zu-Fällen wie Krankheit oder eben auch Verbrechen.[12] Dem gegenüber steht das Vertrauen, dass man durch Einwirkung auf den Willen – Moore nennet Tadel oder Strafe, heute weiß man aus der Psychotherapie- wie auch Präventionsforschung[13], dass man daraus nur wieder Tadeln und Strafen lernt, nicht aber alternatives Verhalten – Chancen gewinnen kann, dass ähnliche Ereignisse in der Zukunft nicht mehr vorkommen.

Moore weist auf das „Aufsichnehmen einer Anstrengung, um sich selbst dazu zu bringen, sich für einen bestimmten Weg zu entscheiden“ hin, auch wenn man nie mit Sicherheit seine endgültige Entscheidung wird antizipieren können, und dass uns das nicht von diesen Mühen der Abwägung von Alternativen abhalten sollte.[14] Dieser Bereich von Willensfreiheit – das Erkennen, dass dem Handeln  Entscheidungen vorausgehen und diese variierbar sind – ist  aber mit  dem Kausalprinzip vereinbar.[15]

Was bei diesen Gedankengängen – die ja wiederum auf dem Inneren Dialog, daher auf Sprachkompetenz beruhen – meiner Ansicht nach unbeachtet blieb, ist einerseits, dass selbst bei der – erlernbaren – hohen Selbstreflexion der größte Teil unseres Entscheidungspotenzials im Unbewussten verbleibt (und damit auch vom gesellschaftlichen Unbewussten geschützt wird, man denke nur an die Tabubereiche des allgegenwärtigen gesellschaftlichen Machtmissbrauchs), andererseits eben zur Abkürzung dieser ethischen Selbsterforschung Gesetzesnormen aufgestellt werden ohne dass man erklärt, wie konkret man diese im Konfliktsfall befolgt, d. h. wie konkret man Entscheidungen trifft.

 

Peter Frederick Strawson – oder:

Selbst der moralische Skeptiker ist nicht immer immun gegen seine eigene Form des Wunsches, solche Begriffe wie moralische Verantwortlichkeit, Schuld und Tadel zu überintellektualisieren.

 

Eine ungebrochene Objektivität der interpersonalen Haltung
und der menschlichen Isolation, die daraus folgen würde,
scheint nicht etwas zu sein, dessen menschliche Wesen fähig wären,
selbst wenn eine allgemeine Wahrheit
einen theoretischen Grund dafür abgäbe.
Peter Frederick Strawson[16]

 

Peter Frederick Strawson sieht keine Möglichkeit, den „reactive attitudes“ zu entgehen – wofür eine Determinismustheorie unerheblich sei. Deswegen sähen die von ihm als „Pessimisten“ Benannten moralische Verpflichtungen als ungerechtfertigt an, da moralische Verantwortlichkeit Freiheit impliziere, diese aber wiederum die Falschheit des Determinismus impliziere.[17]

Einige der als „Optimisten“ Bezeichneten hingegen vertrauten auf die Wirksamkeit der Praktiken von Strafen, moralischer Verurteilung und Billigung für die Steuerung von Verhalten in sozial wünschenswerten Formen.[18]

Aber ließe nicht Freiheit – die durch die Abwesenheit von Bedingungen, die Verantwortlichkeit ausschlössen wie beispielsweise Zwang, angeborene Unfähigkeit, Schwachsinn, extreme Formen psychischer Störungen oder unzumutbare Umstände –  moralische Verurteilungen und Strafen als ungerechtfertigt erscheinen? Diese Liste ließe sich auch noch durch Unwissenheit, Irrtum oder Zufall erweitern.[19] Freiheit hingegen bedeutet Identifikation des Willens mit der Handlung – und das bedeutet wiederum, zwischen den wahren Motiven und ihrer nachträglichen Rationalisierung zu unterscheiden.[20]

Strafen, moralische Verurteilungen und Billigungen sind „Praktiken“, und diese wurzeln in „Haltungen“[21] samt innewohnendem Streben nach Nutzen oder auch Verletzungen[22]; diese können „teilnehmend“, d. h. in der direkten Interaktion zwischen Beteiligten nicht distanziert, oder „objektiv“, d. h. distanziert sein. Je nach dieser Nähe oder Distanz reagiert man auf Fehlverhalten entschuldigend, verteidigend: der Handelnde wird dann wie ein nicht voll Verantwortlicher angesehen – oder eben nicht.[23]

Die objektive – distanzierte – Haltung sieht aber den anderen als „Objekt einer sozialen Taktik“, z. B. behandlungsbedürftig, als etwas zu Dirigierendes, Handhabendes, Heilendes, Trainierendes oder einfach auch nur zu Vermeidendes,[24] Wesentlich sind also die Denkmuster, aus denen heraus unerwünschtes Verhalten und mögliche Alternativen beurteilt würden – und diese stehen je nach menschlicher Nähe und Verbundenheit oder Distanz und Abwehr in großem Gegensatz. Wenn nun aber jemand von Verantwortung entlastet wird, ist das nicht die Folge eines universalen Determinismus, sondern von universalem Wohlwollen.

Die Haltungen gegenüber Menschen mit sozial unerwünschtem Verhalten ist das Resultat eines vorausgegangenen Erwerbs von Überzeugungen, und diese können darin bestehen, dass deren Verhalten determiniert sei.[25] Die Frage wäre also nicht, warum jemand etwas tut oder was er täte, wenn er einer allgemein gültigen theoretischen Überzeugung folgen würde, sondern welche Handlungsweise als vernünftig gewöhnliche interpersonale Haltungen rechtfertigt.[26] Die Wahrheit oder Falschheit einer allgemeinen These des Determinismus hat dann aber keine Relevanz für die Vernünftigkeit dieser Wahl.[27]

Moralische Missbilligung oder auch Entrüstung sieht Strawson in Verbindung mit Übelnehmen und dieses  wiederum als Reaktion auf Kränkung oder Gleichgültigkeit. Persönliche reaktive Haltungen reflektieren Erwartungen von Wohlwollen oder Rücksicht bzw. Abwesenheit von bösem Willen oder gleichgültiger Nichtbeachtung.[28]

Die Diskrepanz in den Haltungen der an der Unwirksamkeit von Strafen auf Grund der Determiniertheit von Verhalten zweifelnden „Pessimisten“ und den auf Strafen vertrauenden „Optimisten“ liegt in dem rigiden Anspruch auf moralische Verurteilung aller Rechtsbrecher, somit der ganzen Menschheit gegenüber, und der Koppelung dieser Position mit Strafen.[29] „Gerade wie die Haltungen der Reaktion anderen gegenüber mit der Bereitschaft verbunden sind, sich mit der Verhängung von Leiden über den Übeltäter in der ,Institution‘ der Strafe zufrieden zu geben, so sind die selbstreaktiven Haltungen auf Seiten des Übeltäters mit einer Bereitschaft verbunden, sich mit solch einer Verhängung zufrieden zu geben, ohne  die Reaktionen auszubilden (z. B. solche des Übelnehmens), die er normalerweise gegenüber der Verhängung von Leiden über ihn entwickeln würde; d. h. mit einer Bereitschaft, die Strafe als das anzunehmen, was, wie wir sagen, ,ihm zukommt‘, oder als ,gerecht‘.“[30]

„Optimisten“ wie auch „Pessimisten“ stellten die Tatsachen in sehr unterschiedlichen Stilen falsch dar, schreibt Strawson, weil beide „überintellektualisierten“.[31] Während die „Optimisten“ einem unvollständigen Empirismus frönten, wären die „Pessimisten“ nicht bereit, die Relevanz von reaktiven Haltungen wahrzunehmen.

Strawson plädiert für die modifizierte Beibehaltung von Praktiken, die die moralischen Haltungen der Gesellschaft ausdrücken oder manifestieren ohne aber zu vergessen, dass diese Praktiken und ihre Aufnahme, die Reaktionen auf sie, Ausdrucksformen moralischer Haltungen sind und nicht nur Instrumentarien für Steuerungszwecke.[32]

 

Eigene Anmerkungen:

  1. Wenn man sucht, findet man zu menschlichem Verhalten immer eine Kausalität.

Wir leben im Raum-Zeit-Gitter, daher bewirkt jedes Erleben eine neuronale Markierung in bestimmten Gehirnregionen. Mit bestimmten hypnotherapeutischen Methoden können diese „Urszenen“ vielfach ins Bewusstsein gehoben werden – vorausgesetzt sie stammen nicht aus der „vorsprachlichen“ Zeit; dann wird es schwierig, weil man dann nichtsprachliche Interventionen finden oder gar erfinden muss.  Die alten Neurosignaturen werden durch spezifische Interventionsformen veränderbar, und wenn das gelingt, ändert sich damit auch Empfinden, Fühlen und Verhalten. Das entspricht dem Freud’schen Diktum von „Erinnern – wiederholen – durcharbeiten“: man muss noch einmal den vergangenen Erlebenszustand „durchleiden“ sonst kann man ihn nicht verändern.

Die psychotherapeutische Erfahrung zeigt also, dass neuronale „Determinierungen“ sehr wohl reversibel sind.

  1. Peter Bieri betont wiederholt die Notwendigkeit der Fähigkeit zur Selbstdistanzierung.[33] In der oben zitierten Intervention wird diese vom Psychotherapeuten induziert. In den klassischen östlichen wie westlichen Meditationsformen werden dazu bestimmte Fragen (z. B. nach Loyola, oder im Naikan) eingesetzt oder auch Körperübungen (z. B. Atemtechniken). Wenn sie Erfolg zeitigen, entschleunigen sie das schnelle Reagieren und Agieren und bietet Platz zur Reflexion alternativer Entschjeidungesmöglichkeiten.

Der Internist, Psychiater, Psychotherapeut und Psychoneuroimmunologe an der Universität Freiburg, Joachim Bauer, erklärt unabhängig von diesen religiösen oder religionsnahen Praktiken, wie jede ausgeführte willentliche Tat mit einer Aktivierung der Handlungsneurone beginnt, die den Plan bzw. das Konzept für die Ausführung der jeweils beabsichtigten Handlung im Programm haben. Erst kurz danach, etwa ein bis zwei Zehntelsekunden später, kommt es zur Aktivierung der die entsprechenden Muskeln kontrollierenden Bewegungsneurone. „Doch nicht jede Aktivität einer Handlungsnervenzelle führt zur Realisierung einer Tat.  Das Handlungsneuron kann feuern, ohne die Handlung auszuführen, es also beim Handlungsgedanken, bei der Vorstellung einer Aktion bewenden lassen.“[34]

  1. Genau diese Lücke kann mit Hilfe von Atemmeditation gedehnt und mit autosuggestiven Sätzen zur Förderung der persönlichen Entscheidungswahl und Verantwortungsübernahme gefüllt werden. Das propagiere ich bei meinen Anleitungen zur Salutogenese mentaler Gesundheit.[35]
  2. August Aichhorn (1878 – 1949), Pädagoge und erster nichtärztlicher von Freud ausgebildeter Psychoanalytiker, schrieb in Hinblick auf die Veränderbarkeit sogenannter asozialer  Jugendlicher: „Das Ichideal verdankt seine besondere Stellung im und zum Ich, einem Moment, das von zwei Seiten her eingeschätzt werden muss; erstens,  dass es die erste Identifizierung ist, die vorfiel, als das Ich noch schwach war, und zweitens, dass es der Erbe des Ödipuskomplexes ist, also die großartigsten Objektbesetzungen ins Ich einführte. Es ist aber nicht unveränderlich, starr, sondern späteren Einflüssen zugänglich und bewahrt die vom Vater übernommene Fähigkeit, sich dem Ich entgegen zu stellen, es zu führen und zu meistern.“[36] Aichhorn war Vertreter einer Haltung kompromisslos geduldiger Zuwendung zu seinen „Fürsorgezöglingen“, die versuchten, ihn zu dem Strafverhalten zu provozieren, dass sie von klein auf gewohnt waren. Seine konsequente Güte überzeugte sie letztendlich immer wieder davon, dass es auch eine andere Welt als die bisher erfahrene gab.
  3. Alles, was wir „können“ ist „erlernt“, was heißt: hat seine Fundierungen in Gedächtnisspuren (Neurosignaturen). Erlerntes kann man aber auch wieder verlernen und anders neu lernen. Die Schweizer Psychoanalytikerin Alice Miller (1923 – 2010) formulierte: „Wenn man einem Kind Moral predigt, lernt es Moral predigen, wenn man es warnt, lernt es warnen, wenn man mit ihm schimpft, lernt es schimpfen, wenn man es auslacht, lernt es auslachen, wenn man es demütigt, lernt es demütigen, wenn man seine Seele tötet, lernt es töten.“ Und sie fügte dazu: „ Es hat dann nur die Wahl, ob sich selbst oder die anderen oder beides.“[37]
  4. Ich sehe also sowohl Determinierungen, die bleiben, wenn sie als unveränderlich hingenommen werden – die aber verändert werden können, wenn man sich dazu „entscheidet“. Dazu ist nötig, das Wissen über diese Veränderbarkeit – mit oder ohne positiver Prognostik – zu Allgemeinwissen werden zu lassen. Das sehe ich als wichtige Aufgabe zur Förderung von Eigenverantwortung und Selbstoptimierung und damit von Bildung in allen pädagogischen Bereichen.

 

Literaturangaben:

Aichhorn August, Verwahrloste Jugend. Die Psychoanalyse in der Fürsorgeerziehung. Verlag Hans Huber, Bern Stuttgart Wien,  1951/ 1977.

Bauer Joachim, Warum ich fühle, was du fühlst. Intuitive Kommunikation und das Geheimnis der Spiegelneurone. Hoffman und Campe,  Hamburg 2005/ 2006 (9. Auflage).

Bieri Peter, Das Handwerk der Freiheit. Über die Entdeckung des eigenen Willens. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/ M. 2003/ 2007 (8. Auflage)

Miller Alice, Am Anfang war Erziehung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/ M. 1980 / 1981 (46. bis 65. Tausend)

Moore George Edward, Grundprobleme der Ethik. C. H. Beck, München 1975.

Perner Rotraud A., Hand – Herz – Hirn. Zur Salutogenese mentaler Gesundheit. Aaptos Verlag, Matzen 2011

Strawson Peter Frederick, Freiheit und Übelnehmen. In:  Pothast Ulrich (Hg.),  Seminar: Freies Handeln und Determinismus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/ M. 1978.

 

Fußnoten

[1] G. E. Moore, Grundprobleme der Ethik, s. 123.

[2] S. o., S. 119.

[3] S. o., S. 117.

[4] S. o., S. 123.

[5] S. o., S. 124.

[6] S. o. S. 125.

[7] „Praktisch“ wird hier betont als Gegensatz zur den naturwissenschaftlich forschenden „theoretischen“ Neurowissenschaften: es ist ein Unterschied, ob z. B. medizinisch (wie Manfred Spitzer) oder biologisch (wie Gerhard Roth oder Gerald Hüther) vorgebildete Wissenschaftler (oder solche, die aus ganz anderen Bereichen kommen) nur die Phänomene auf dem Bildschirm beobachten und nach ihren Fachsprachen interpretieren (oder für ihre wissenschaftlichen Sichtweisen heranziehen) oder ob sie in der tagtäglichen psychotherapeutischen Arbeit mit den – bereits schon lange vorher entwickelten – Methoden zur Veränderung von Neurosignaturen durch Sprache (wie der Multifacharzt Joachim Bauer, der neben der wissenschaftlichen auch in der praktischen Arbeit steht) erproben und überprüfen.

[8] S. o., S. 124.

[9] S. o., S. 125.

[10] S. o., S. 126.

[11] S. o., S. 127.

[12] S. o., S. 128 f.

[13] Vgl. R. A. Perner,  A. Aichhorn,  A. Miller unter „Eigene Anmerkungen“.

[14] G. E. Moore, s. o., S. 131.

[15] S. o., S. 132.

[16] P. F. Strawson, S. 215.

[17] S.o.,  S. 203.

[18] S. o., S. 202.

[19] S. o., S. 203.

[20] S. o., S. 204.

[21] S. o., S. 205.

[22] S. o., S. 207.

[23] S. o., S. 208 ff.

[24] S. o., S. 211.

[25] S. o., S. 216.

[26] Ds.

[27] S. o., S. 217.

[28] S. o., S. 218.

[29] S. o., S. 227.

[30] S. o., S. 228.

[31] S. o., S. 229.

[32] S. o., S. 232.

[33] Z. B.  P. Bieri, S. 158.

[34] J. Bauer, S. 36.

[35] R. A. Perner, S. 87 ff.

[36] A. Aichhorn, S. 189.

[37] A. Miller, S. 119.